Neu eingewanderte Zecken und Mücken potenziell gefährlich
Seit einigen Jahren findet man in Deutschland immer häufiger Zecken- oder Mückenarten, die als potenzielle Überträger tropischer Fiebererkrankungen Sorge bereiten. Seit knapp drei Jahren auch stärker im Fokus: die 1–2 cm große Hyalomma-Zecke. 2018 zählte man bereits 57 Exemplare, 2019 über 100, wie Dr. rer. nat. Masyar Monazahian vom Niedersächsischen Landesgesundheitsamt in Hannover im Niedersächsischen Ärzteblatt erklärt. Hier bestehe vor allem die Gefahr, sich das Zecken-Fleckfieber einzuhandeln. 41 der im letzten Jahr gefundenen Zecken beherbergten den Erreger dafür: Rickettsia aeschlimannii. Eine Person erkrankte daran. Die Infektion kann aber antibiotisch wirksam behandelt werden. Theoretisch sei auch eine Übertragung des Krim-Kongo-Virus möglich, so der Experte. Das wurde bislang aber in keiner der hier gefundenen Hyalomma-Zecken nachgewiesen.
Weitergabe per Mücke nur von Infizierten mit hoher Viruslast
Ob die Riesenzecke bei uns schon heimisch geworden ist, wisse man noch nicht. Zumindest über den Winter ist sie in Deutschland wohl schon gekommen. „Wir müssen noch weiter untersuchen, ob sie sich bei uns etabliert hat“, betont Dr. Monazahian. Einerseits könnte der Blutsauger, der seine Eier in Erdhöhlen ablegt, von zunehmend warmen Temperaturen und Trockenheit profitieren, denn dann entwickeln sich die Nachkommen am besten. Käme es jedoch zu Überschwemmungen durch Starkregenereignisse, wäre die Brut dahin.
Für Mücken ist feuchtwarmes Wetter dagegen optimal. Nicht nur die heimischen Exemplare fühlen sich in Überflutungsgebieten, Regentonnen und anderen Wasseransammlungen wohl. Auch tropische Arten wie die Asiatische Buschmücke und die Asiatische Tigermücke haben sich in Deutschland mittlerweile hinzugesellt. Erstere ist bereits rund um Hildesheim zu Hause, Letztere ist in den Rheinauen endemisch und wandert nordwärts.
Trotz ihres Potenzials als Krankheitsüberträger: Zumindest in den niedersächsischen Mücken habe man noch nie Dengue-, Chikungunya-, West-Nil- oder Zika-Viren gefunden, so der Virenexperte der niedersächsischen Behörde. Zudem sei für Aufnahme und Weitergabe der Erreger ein infizierter Mensch mit hoher Virenlast nötig. 2007 kam es in Italien zu einer Epidemie mit über 1400 Infizierten, nachdem ein hochvirämischer, an Chikungunya erkrankter Reiserückkehrer gestochen worden war. In Baden-Württemberg gab es zehn Jahre später ebenfalls einen Chikungunya-Fall – nur, dass hier keine weiteren Ansteckungen stattfanden. Nach Ansicht von Dr. Monazahian ein Verdienst des Infektionsschutzgesetzes, durch das man Erkrankte schnellstmöglich erfasse und melde, sodass die Gesundheitsämter unverzüglich tätig werden können.
In den östlichen Bundesländern Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt steckten sich letztes Jahr außerdem insgesamt fünf Menschen durch einen Mückenstich mit dem West-Nil-Virus an. Relevant dafür waren jedoch weniger die neu eingewanderten Arten als vielmehr die einheimischen Stechmücken der Gattung Culex.
Quelle: Wünnenberg I. Niedersächsisches Ärzteblatt 2020; 93: 12-15