Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion Neun von zehn Patienten haben auffällige Herzgefäße
Die Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion (HFpEF) führt bislang ein gewisses Schattendasein. Dr. Christopher Rush von der Universität Glasgow und Kollegen schauten nun einmal genauer hin. Dazu untersuchten sie 106 Patienten mit HFpEF mit den verschiedenen invasiven und nicht-invasiven Methoden, unter anderem mit dem Herzkatheter und der kardialen Magnetresonanztomographie mit gadoliniumhaltigem Kontrastmittel. Nicht alle Kranken unterzogen sich sämtlichen Tests. Die Wissenschaftler waren von ihren Ergebnissen selbst überrascht: Insgesamt zeigten 91 % der Patienten eine klassische makrovaskuläre koronare Herzkrankheit, eine Störung der Mikrogefäße oder beides.
Mehr als die Hälfte der per Katheter Untersuchten (38/75) hatten eine KHK – und davon wiederum die Hälfte (19/38) wusste nichts davon. Auch die kleinen Gefäße, die das Blut gleichmäßig im Myokard verteilen, zeigten sich bei 85 % der Untersuchten beeinträchtigt.
In der MRT fiel bei fast drei Viertel der Teilnehmer eine unzureichende Flussreserve in den Herzkranzgefäßen auf. Perfusionsdefekte als Zeichen eines früheren Infarkts fanden sich bei etwa jedem Dritten (14/42). Acht dieser vierzehn Patienten hatten keine Ahnung vom Infarkt, während die KHK oft bekannt war. Eine diffuse Myokardfibrose wies nahezu jeder Zweite auf, zu erkennen am vergrößerten Volumen außerhalb der Herzmuskelzellen.
Ergebnisse lassen sich nicht pauschal verallgemeinern
Das alles hatte durchaus klinische Relevanz: Über die folgenden 18 Monate starben deutlich mehr Patienten mit stenosierender KHK oder mussten stationär eingewiesen werden als solche ohne relevant verengte Kranzgefäße.
Allerdings, so betonen die Studienkommentatorin Dr. Viviany Taqueti vom Brigham and Women’s Hospital in Boston und auch die Autoren selbst, lassen sich die Ergebnisse nicht verallgemeinern. Ein großer Teil derjenigen, die ursprünglich für die Untersuchung infrage gekommen waren, lehnte die Teilnahme ab, womit die eher kränkeren Patienten wohl unberücksichtigt blieben. Das heißt aber, dass die ermittelten Zahlen die tatsächlichen Verhältnisse eher noch unterschätzen.
Quellen:
1. Rush CJ et al. JAMA Cardiol 2021; 6: 1130-1143; DOI: 10.1001/jamacardio.2021.1825
2. Taqueti VR. JAMA Cardiol 2021; 6: 1118-1120; DOI: 10.1001/jamacardio.2021.1832