Corona Nicht-COVID-spezifische Impfstoffe könnten einen gewissen Effekt haben
Auch Monate nach der Zulassung spezifischer Impfstoffe gegen das Virus bleibt SARS-CoV-2 weltweit eine Bedrohung, schreiben Dr. Nathaniel Hupert, Weill Cornell Medicine, New York, und Kollegen. Das sei zum einen auf sich stark verbreitende Varianten wie Omikron zurückzuführen, zum anderen darauf, dass noch immer zu wenig Menschen eine Coronaimpfung erhalten haben.
Neben der Immunisierung mit spezifischen Vakzinen und den allgemeinen Maßnahmen zum Infektionsschutz könnte eine weitere Strategie potenziell bei der Pandemiebekämpfung helfen: Die Forscher haben untersucht, ob Nicht-Coronaimpfungen (z.B. gegen Polio, Influenza, Masern oder Hepatitiden) auch einen gewissen Schutz vor SARS-CoV-2-Infektionen und schweren COVID-Verläufen bieten.
Auf Basis von US-amerikanischen Daten aus dem Zeitraum 2020/2021 modellierten die Wissenschaftler zu verschiedenen Zeiten bei unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen die wahrscheinlichen Auswirkungen von Nicht-COVID-Impfstoffen auf den Pandemieverlauf. Dafür nahmen sie an, dass eine heterologe Impfung das Todesrisiko um 5, 10 oder 15 % senken kann. In diesem Größenbereich bewegte sich der Effekt in früheren Studien zu Masern, Grippe, Tuberkulose und jeweils heterologen Impfungen.
Nennenswerter Effekt bereits bei 5%iger Schutzwirkung
Mithilfe ihres Modells konnten sie die Frage „Was wäre, wenn?“ unter verschiedenen Bedingungen in Bezug auf die Immunität der Bevölkerung experimentell beantworten und Entwicklungstrends ableiten.
Sie kamen zu dem Schluss, dass jede Impfung hilft. Ein nicht auf COVID ausgerichteter Impfstoff, der nur 5 % Schutz gegen einen schweren COVID-19-Verlauf bot und nur einem kleinen Teil der Bevölkerung verabreicht wurde, konnte im Modell bereits zu einer erheblichen Verringerung der Fallzahlen und Krankenhausaufenthalte führen. Das galt für Junge und Alte. Was den Zeitpunkt der Impfungen betrifft, so war der Einfluss am größten während der Anstiegsphase einer Welle.
Dass Impfungen eine heterologe Wirkung haben können, weiß man bereits seit knapp 100 Jahren, schreiben die Autoren. Die Ergebnisse ihrer Studie könnten insbesondere für Länder von Bedeutung sein, in denen nicht genügend COVID-Impfstoffe zur Verfügung stehen.
Quellen: Hupert N et al. Proc Natl Acad Sci USA 2022; 119: e2025448119; DOI: 10.1073/pnas.2025448119 / Pressemitteilung Weill Cornell Medicine