Kolorektales Karzinom Nicht-resektable Lebermetastasen einfach wegtransplantieren

ESMO GI 2024 Autor: Friederike Klein

Die radikale Eliminierung von Lebermetastasen durch eine Transplantation verbesserte die Chance, fünf Jahre zu überleben, signifikant Die radikale Eliminierung von Lebermetastasen durch eine Transplantation verbesserte die Chance, fünf Jahre zu überleben, signifikant © Marina - stock.adobe.com

Leberfiliae scheint für das OS bei Darmkrebs besonders wichtig zu sein. Nur so lässt sich erklären, dass nach einer Transplantation mehr als der Hälfte der Behandelten fünf Jahre überlebte, obwohl anderswo durchaus neue Metastasen auftraten.

Die Machbarkeit und Effektivität einer Lebertransplantation mit anschließender Chemotherapie bei alleiniger Streuung eines CRC in dieses Organ prüften Forschende in der französischen TRANSMET-Studie. Sie verglichen für 94 Erkrankte mit definitiv nicht-resektablen hepatischen Metastasen folgende Behandlungsoptionen: 

  • Lebertransplantation und nachfolgende Chemotherapie 
  • Chemotherapie allein

In dieser Population stellt eine systemische Gabe von Zytostatika den bisherigen Standard dar, die Prognose fällt ungünstig aus.

Als wichtig erweist sich die strenge Selektion der Patient:innen, betonte Dr. ­Maximiliano Gelli, Institut Gustave Roussy in Villejuif. Filiae durften sich ausschließlich in der Leber befinden und auch durch Konversionschemotherapie nicht resektabel werden. Teilnehmende mussten unter 65 Jahre alt und in einem guten Allgemeinzustand sein. Sie sollten bereits eine primäre Resektion sowie bis zu drei Therapielinien erhalten haben, wobei sie auf Zytostatika mindestens drei Monate lang angesprochen haben mussten. Zudem durfte der Tumor keine BRAF-Mutation aufweisen. 

Wer erhielt was?

94 Patient:innen wurden in zwei Arme randomisiert (Intention-to-treat-Population): 47 Erkrankte sollten eine Lebertransplantation plus Chemotherapie erhalten, 47 nur eine Chemotherapie. Im Kon­trollarm hatten 38 der 47 Personen (81 %) die vorgesehene Behandlung bekommen. In der Transplantationsgruppe konnte wiederum bei 36 der 47 dazu randomisierten Betroffenen eine Lebertransplantation durchgeführt werden (Per-Protokoll[PP]-Population). 26 der Transplantierten (72 %) erhielten im Anschluss ebenfalls eine Chemotherapie.

Der primäre Endpunkt der Studie war das Fünf-Jahres-OS, das in der zur Transplantation randomisierten Kohorte 57 % und mit Chemotherapie allein 13 % erreichte (Intention-to-treat; HR 0,37; 95%-KI 0,21–0,65; p = 0,0003). Die Ergebnisse der protokollgemäß Behandelten unterschieden sich noch deutlicher mit einer Fünf-Jahres-Überlebensrate von 73 % mit Transplantation zu 9 % ohne (PP, HR 0,16; 95%-KI 0,07–0,33; p < 0,0001). 

Die Lebertransplantation samt anschließender Chemotherapie führte bei einem Fünftel zu fünf Jahren ohne Progress, in der Kontrollgruppe kam dies nicht vor (HR 0,34; 95%-KI 0,20–0,58; p < 0,0001). Die übrigen Patient:innen im Prüfarm entwickelten Rezidive, beispielsweise Lungenmetastasen, die laut dem Referenten aber häufig gut zu behandeln waren. 46 % der Erkrankten der Transplantationsgruppe erhielten im Verlauf eine kurative Resektion oder eine lokale Ablation. Die Fünf-Jahres-Rate des sekundären progressionsfreien Überlebens (PFS-2) betrug 36 %. 

Nach der Lebertransplantation hatten 13 Teilnehmende (34 %) Komplikationen des Grads ≥ 3 entwickelt. Drei Patient:innen (8 %) wurden retransplantiert und eine Person verstarb innerhalb der ersten drei Monate. Ernste unerwünschte Ereignisse waren mit Transplantation plus Chemotherapie ähnlich häufig wie mit Chemotherapie (83 % vs. 80 %). Die gesundheitsbezogene Lebensqualität verschlechterte sich in beiden Gruppen insgesamt nicht. In den Skalen für physische Funktion, Schmerz und Fatigue schien es eine Verschlechterung im Kontrollarm zu geben, die sich in der Transplantationsgruppe nicht beobachten ließ.

Dr. Gelli resümierte, dass die Prognose der PP-Population mit einer Fünf-Jahres-OS-Rate von 73 % nicht schlechter ausfällt als bei anderen Indikationen für eine Lebertransplantation. Wesentlich dafür sei die rigorose Selektion geeigneter CRC-Patient:innen und die Priorisierung der Organallokation in dieser Studie.

Quelle: Gelli M für Adam R et al. ESMO Gastrointestinal Cancers Congress 2024; Abstract 10