Nur wenig Daten zur Coronaimpfung in der Schwangerschaft vorhanden

Autor: Kathrin Strobel

„Kein Mensch weiß, was passiert, wenn ich eine Schwangere im zweiten Trimenon impfe“, so Prof. Zepp. „Kein Mensch weiß, was passiert, wenn ich eine Schwangere im zweiten Trimenon impfe“, so Prof. Zepp. © iStock/Ratchat

Der Run auf die Coronaimpfung ist groß. Viele Patienten, die Risikogruppen angehören, sind bereits immunisiert. Sollten auch Schwangere geimpft werden? Und wenn ja: Wann ist der richtige Zeitpunkt dafür?

Frauen in der Gravidität gelten als Risikogruppe für Infektionskrankheiten wie Influenza und COVID-19. Der Grund: Um das ungeborene Kind zu erhalten, regelt der Körper in der Schwangerschaft das Immunsystem herunter. Ob und – wenn ja – wann werdende Mütter eine Coronaimpfung erhalten sollen, wird vielfach diskutiert.

Antikörper werden ans Kind weitergegeben

In einer prospektiven Kohortenstudie mit 131 Frauen (davon 84 schwanger, 31 stillend, 16 keines von beidem), die einen der beiden derzeit zugelassenen mRNA-Impfstoffe erhielten, unterschied sich die humorale Immunantwort der Geimpften in den drei Gruppen nicht. Die Studie zeigte außerdem, dass die induzierten Antikörper über das Nabelschnurblut und über die Muttermilch an das ungeborene Kind bzw. den Säugling weitergegeben werden.

Doch wie sieht es im Hinblick auf die Sicherheit aus? Großbritannien empfiehlt die Impfung von Schwangeren mit einem mRNA-Impfstoff, berichtete Professor Dr. Fred Zepp vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Die Empfehlung basiert auf Real-World-Daten von 90 000 geimpften Schwangeren in den USA, die keinen Grund für Sicherheitsbedenken geliefert haben. Doch es lohnt sich, kritisch zu hinterfragen, um welche Art von Daten es sich hierbei handelt: „In den USA ist das Überwachungssystem ein sehr durchlässiges“, erklärte Prof. Zepp. „Das ist ein passives Meldesystem. Wir wissen eigentlich nur: 90 000 Frauen sind in der Schwangerschaft geimpft worden und haben sich nicht gemeldet.“ Ob es tatsächlich keine Nebenwirkungen gegeben habe, sei schwer zu sagen. Denn im sogenannten V-safe Pregnancy Register wurden nur knapp 4000 der Frauen erfasst – „das ist natürlich noch eine kleine Zahl von geimpften Schwangeren, die gut untersucht sind.“ Zudem sei der Zeitraum von drei Monaten, über den die Patientinnen beobachtet worden waren, zu kurz, um etwas über die Entwicklung der Kinder auszusagen.

Immunisierung im dritten Trimenon bevorzugen

Auch den Zeitpunkt einer möglichen Vakzinierung solle man gut überlegen. Denn im zweiten Trimenon entsteht das Immunsystem. Kein Mensch weiß, was passiert, wenn man eine Schwangere in dieser Phase impft, erinnerte der Kollege.

Daher empfahl er, erst einmal defensiv zu bleiben. Das Risiko, sich zu infizieren, sei derzeit sehr viel geringer als im Winter. Und bis dahin habe man noch einige Monate Zeit, sich die Entwicklung und die weitere Datenlage anzusehen. Bei Frauen mit Risikofaktoren wie einer chronischen Lungenerkrankung, die sich für eine Impfung entscheiden, „würde ich mich drauf fokussieren, das im dritten Trimenon zu machen, weil das Kind dann schon relativ weit entwickelt ist – und wir im Augenblick eigentlich sichere Verhältnisse haben“, erklärte Prof. Zepp abschließend.

Quelle: 23. COVID-19 Update: News – Diagnostik/Therapie – Update Vakzinierung vom 09.06.2021, streamed-up.com