Expertin wagt einen Blick Nutzen und Grenzen von Selbsttests im Check

Autor: Dr. Susanne Gallus

Wo liegen die Grenzen der Selbsttests und wie verlässlich sind sie eigentlich? Wo liegen die Grenzen der Selbsttests und wie verlässlich sind sie eigentlich? © Polonio Video – stock.adobe.com

Welche Selbsttests sind hilfreich, wo liegen ihre Grenzen? Prof. Dr. Astrid Petersmann vom Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin, Universitätsmedizin Oldenburg, gewährt in der aktuellen Folge von O-Ton Allgemeinmedizin einen spannenden Einblick in die Welt der Heimtests.

Selbsttest ist aber nicht gleich Selbsttest, betont die Expertin. Da gibt es einerseits jene, die zwar in Eigenregie durchgeführt, aber medizinisch begleitet werden. Dazu gehört u. a. die Glukosetestung. „Gerade bei Blutzuckertestungen hat es eine rasante Entwicklung gegeben“, erklärt Prof. Petersmann. Diese Systeme ermöglichen eine präzise Datenaufnahme und erleichtern die Therapie. Ein Leben, so wie es viele Menschen mit Diabetes kennen, wäre ohne Selbsttestung gar nicht denkbar.

Auf der anderen Seite stehen Selbsttests für Laien, die abseits der ärztlichen Begleitung und Beratung stattfinden. Man kann sie online bestellen bzw. in der Apotheke oder Drogerie kaufen. Diese sieht die Expertin kritisch. Denn im Gegensatz zur medizinischen Labordiagnostik sind die Richtlinien für solche Tests und ggf. die daran angeschlossenen kommerziellen Labore weniger strikt.

Die diagnostische Sicherheit sei deutlich geringer als im klinischen Labor, falsch negative oder falsch positive Ergebnisse können z. B. bei einem Heim-HIV-Test fatale Folgen haben: Menschen wiegen sich in falscher Sicherheit oder stehen mit belastenden Diagnosen allein da. Gerade bei komplexeren Fragestellungen, etwa ob eine Anämie oder Laktoseintoleranz vorliegt, reichen die einzelnen Messwerte, die mit den Selbsttests erhoben werden, zudem oft nicht aus. So mag ein Selbsttest das niedrige Ferritin erkennen, aber ohne die Analyse weiterer Parameter bleibt das Bild unvollständig. „Der Patient ist eben mehr als die Summe seiner Laborwerte“, warnt Prof. Petersmann. Hören Sie rein!

Quelle: Medical-Tribune-Bericht

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