Ostdeutsche trinken mehr, Westdeutsche essen ungesünder
Zahlungsmittel, Tauschobjekt, Kitt fürs soziale Miteinander: vor allem in der DDR erfüllte Alkohol vielfältige Aufgaben. Das ist eine Erklärung, warum die Ostdeutschen mehr trinken als ihre Landsleute im Westen der Republik. Ein ähnlicher Gradient im Trinkverhalten zeigt sich allerdings auch zwischen Süd- und Norddeutschland, schreiben Josefine Atzendorf vom Münchner Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik und ihre Kollegen.
Norddeutsche haben sich beim Alkohol am besten im Griff
Sie hatten die Angaben von 9204 Männern und Frauen zwischen 18 und 64 Jahren aus dem Epidemiologischen Suchtsurvey (ESA) ausgewertet. Seit den 1980er-Jahren wird mit dieser Untersuchung u.a. der Konsum von Alkohol, Tabak, Drogen und Medikamenten in der Allgemeinbevölkerung erfasst.
Zumindest was den Alkohol angeht, haben die Ostdeutschen der Auswertung zufolge eine führende Stellung. 18,3 % beträgt die Prävalenz für riskantes Trinkverhalten in dieser Region. Knapp dahinter folgen die Süddeutschen mit 16,7 %, während sich die Menschen in West- und Norddeutschland (14,6 % bzw. 13,9 %) offensichtlich etwas besser mäßigen können.
Beim Thema körperliche Ertüchtigung oder beim Rauchen gibt es dagegen kaum Unterschiede zwischen den Regionen.
Frauen sind die größeren Sportmuffel
Im Hinblick auf die Ernährung machen die Studienautoren einen im Vergleich zum Alkoholkonsum umgekehrten Ost-West-Gradienten aus: „Nur“ 66,7 % der Ostdeutschen, aber 70,6 % der Westdeutschen räumen ein, ungesund zu essen.
Was Josefine Atzendorf und Kollegen ebenfalls herausfanden: Männer neigen eher zum Rauchen, zu ungesundem Essen und zum Trinken. Frauen hingegen sind die größeren Sportmuffel. Ein höherer Bildungsgrad scheint eher zu Rauchverzicht und gesunder Ernährung zu verhelfen. Dafür sind die gebildeteren Menschen die größeren Trinker und sie treiben weniger Sport.
Quelle: Atzendorf J et al. BMC Public Health 2020; 20: 277; DOI: 10.1186/s12889-020-8352-2