COVID-19 Pandemie nagt an Kinderseelen

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Trotz aufgehobener Beschränkungen leiden viele Jugendliche immer noch unter den psychischen Auswirkungen der Pandemie. Trotz aufgehobener Beschränkungen leiden viele Jugendliche immer noch unter den psychischen Auswirkungen der Pandemie. © DimaBerlin – stock.adobe.com

Kindern hat die COVID-19-Pandemie psychisch offenbar nachhaltig zugesetzt. Unter anderem mangelnde Sozialkontakte und beengte Wohnverhältnisse führten zu Depressionen und Ängsten, die mit dem Aufheben der Beschränkungen nicht einfach wieder verschwinden.

Vieles hat man im Zusammenhang mit der ­COVID-19-Pandemie untersucht. Zu kurz gekommen sind aber psychische Beeinträchtigungen bei Kindern und Jugendlichen, schreiben Prof. Dr. ­Ulrike ­Ravens-Sieberer vom Zentrum für Psychosoziale Medizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Kolleginnen.

Belastungen begannen im ersten Pandemiejahr

Sie befragten Eltern von 7- bis 17-Jährigen sowie Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 11 und 17 Jahren während der Pandemie fünfmal zu ihrem seelischen Wohlbefinden. Demnach fingen die jungen Menschen bereits im ersten Pandemiejahr an zu leiden. Der Anteil derjenigen, die über eine geringe gesundheitsbezogene Lebensqualität klagten, war auf mehr als das Dreifache gestiegen (15 % bzw. 48 %)

Als belastend wurde vor allem der mangelnde Kontakt zu Freunden genannt, aber auch Streit innerhalb der Familie. Verglichen mit der Zeit vor der Erkrankungswelle kam es deutlich öfter zu Zoff, wie auch die Eltern bestätigten. Erst im Herbst 2022, als die Zahl der akut COVID-19-Kranken wieder abgenommen hatte, ging der Prozentsatz langsam zurück, lag aber immer noch fast doppelt so hoch wie vor der Pandemie.

Das soziale Umfeld spielte eine große Rolle

Ähnliche Ergebnisse erhielten die Hamburger Wissenschaftlerinnen bei der Frage nach psychischen Auffälligkeiten wie Angst und Depressivität: Derartige Störungen traten beinahe doppelt so häufig auf. 2022 hatten lediglich Depressionssymptome wieder „normale“ Werte erreicht.

Besonders belastet waren Kinder, die mit ihrer Familie auf sehr engem Raum wohnten. Aber auch Eltern mit geringer Bildung, Migrationshintergrund oder ihrerseits psychischen Problemen begünstigten das Risiko. Positiv wirkten dagegen die Fähigkeit, Probleme zu lösen und optimis­tisch an die Dinge heranzugehen, sowie ein soziales Umfeld, das die Kinder unterstützte. Für künftige Krisen empfehlen die Autorinnen ein Monitoring im Hinblick auf diese Störungen. Sobald sich Probleme abzeichnen, müsse man rasch intervenieren.

Quelle: Ravens-Sieberer U et al. Monatsschr Kinderheilkd 2023; 171: 608-614; DOI: 10.1007/s00112-023-01775-x