Patienten mit Burning-Mouth-Syndrom häufiger psychisch krank
Beim Burning-Mouth-Syndrom handelt es sich um eine idiopathische chronische Schmerzerkrankung, die sich durch brennende Parästhesien in der Mundhöhle manifestiert. Die Missempfindungen betreffen typischerweise die Zungenspitze und die anterioren beiden Zungendrittel, können aber auch an allen anderen Mundschleimhautregionen auftreten.
Viele haben Depressionen oder Angststörungen
Trotz umfassender Zahn- und HNO-ärztlicher Abklärung fehlt bislang ein organisches Korrelat. Die auch als Glossodynie, Glossalgie oder Stomatodynie bezeichnete Störung betrifft überproportional häufig postmenopausale Frauen.
Einem möglichen Zusammenhang zwischen dem Burning-Mouth-Syndrom und psychoneurologischen Erkrankungen ging das Team um Dr. Jong-Yeup Kim vom Department of Otorhinolaryngology-Head and Neck Surgery der Konyang University im südkoreanischen Daejeon nach. Die Forscher analysierten retrospektiv eine repräsentative Bevölkerungsstichprobe: 586 Patienten mit einem Burning-Mouth-Syndrom sowie 1172 gesunde Kontrollen gingen in die Auswertung ein. Vorbestehende Psychopathologien stellten ein Ausschlusskriterium dar. Rund 62 % der Studienteilnehmer waren weiblich und 60 % waren älter als 45 Jahre.
Im Vergleich zu denen in der Kontrollgruppe entwickelten Patienten mit einem Burning-Mouth-Syndrom deutlich häufiger Depressionen oder Angststörungen. Unter Berücksichtigung von soziodemografischen Risikofaktoren und Komorbiditäten errechneten die südkoreanischen Wissenschaftler diesbezüglich ein um 2,8- bzw. 2,4-fach erhöhtes Erkrankungsrisiko. Obwohl zentrale neuropathische Schmerzen ein häufiges Erscheinungsbild neurodegenerativer Störungen darstellen, fanden Dr. Kim und Kollegen keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen dem Brenngefühl und Demenzerkrankungen oder Morbus Parkinson.
Zeitnah eine angemessene Betreuung ermöglichen
Unabhängig davon, ob die Psychopathologie Ursache oder Folge des Burning-Mouth-Syndroms ist, sollten man bei Patienten auf entsprechende Beschwerden achten, um ihnen gegebenenfalls zeitnah eine angemessene psychologische Betreuung zu ermöglichen, so die Empfehlung der Experten. Weitere Studien müssen nun die Ergebnisse bestätigen und die beobachteten Zusammenhänge pathophysiologisch beleuchten.
Quelle: Kim JY et al. JAMA Otolaryngol Head Neck Surg 2020; DOI: 10.1001/jamaoto.2020.0526