Patienten mit CED brauchen psychologische Hilfe

Autor: Dr. Daniela Erhard

Auch die seelische Unterstützung ist bei einer CED von großer Bedeutung. Auch die seelische Unterstützung ist bei einer CED von großer Bedeutung. © Prostock-studio – stock.adobe.com

Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen nur die körperlichen Beschwerden zu behandeln, reicht häufig nicht aus. Viele Patienten wünschen sich eine zusätzliche psychotherapeutische Unterstützung.

Moderne Therapeutika haben die Behandlung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (CED) deutlich verbessert. Auf die Psyche der Betroffenen scheint sich das aber nicht auszuwirken. Drei von zehn Patienten bräuchten nach eigener Einschätzung psychologische Hilfe, wie eine Fragebogenstudie österreichischer Forscher um Dr. Maximilian­ Kutschera­ von der Medizinischen Universität Wien unter CED-Patienten zeigt. Das entspricht den Zahlen einer früheren Studie aus dem Jahr 2008.

Bedarf bei niedrigerer Lebensqualität höher

Von den knapp 1100 Teilnehmern, die alle Fragen beantworteten, gaben jeweils 20 % an, ergänzend zu ihrer Behandlung psychosomatische Unterstützung oder Psychotherapie zu benötigen. Nach genauerer Analyse wünschten sich besonders die Patienten, die Komplementär- und Alternativmedizin nutzten, psychologische Hilfe. Bei ihnen war ein Bedarf an psychosomatischer Unterstützung bzw. Psychotherapie um 64 bzw. 74 % wahrscheinlicher. Auch eine niedrige Lebensqualität ging häufiger mit dem Wunsch nach psychotherapeutischer Behandlung einher.

Psychotherapie als Teil einer ganzheitlichen Behandlung

Über die Assoziation mit Komplementär- und Alternativmedizin können die Autoren nur spekulieren: Möglicherweise wollten diejenigen, die diese Verfahren nutzen, ihre Behandlung aus einem ganzheitlichen Verständnis heraus durch die psychologischen Angebote ergänzen. Denkbar sei aber auch, dass die Anwendung solcher Verfahren auf Misstrauen gegenüber der Schulmedizin zurückgehe – und der Bedarf an psychischer Hilfe den Wunsch nach mehr Empathie wider­spiegele.

Quelle: Kutschera M et al. United European Gastroenterol J 2021; 9: 72-81; DOI: 10.1177/2050640620946874