„Cannabis-Eigentherapie“ bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen weit verbreitet
Es könnte sich lohnen, Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) nach ihren Erfahrungen mit Cannabis zu fragen. Darauf deuten die Ergebnisse einer Umfrage bei 417 CED-Patienten. 43,8 % von ihnen hatten eine Colitis ulcerosa, 54,3 % einen Morbus Crohn.
Wie Tanja Neufeld von der Klinik für integrative Medizin und Naturheilkunde in Bamberg berichtete, gaben immerhin 8,3 % der Befragten an, Cannabis zur Linderung ihrer Krankheit eingesetzt zu haben. 16,7 % von ihnen hatte der Arzt die Droge empfohlen, worauf 5,6 % eine medizinische Nutzung beantragten. Der Großteil der Patienten (82,4 %) bezog die Droge aber in Eigenregie vom Schwarzmarkt. 20 % der Befragten verwendeten Cannabis nur für den Freizeitgebrauch.
Insgesamt gaben Cannabiskonsumenten eine geringere Lebensqualität und mehr Durchfälle an. Nach subjektiver Einschätzung konnten 40 % ihre Biologikadosis durch Cannabis reduzieren, bei 6,7 % war ein Absetzen möglich.
Der häufigste Grund für einen Behandlungsstopp war die fehlende Möglichkeit des legalen Cannabiserwerbs. 62,9 % aller Befragten befürworteten daher eine Legalisierung. Die behandelnden Ärzte wussten übrigens relativ wenig über die Eigentherapie ihrer Patienten – mehr als drei Viertel der Anwender hatten ihren Arzt nicht darüber unterrichtet.
Der hohe Bezug über den Schwarzmarkt mit allen dadurch bedingten Problemen stimmt bedenklich, sagte Neufeld. Zudem beklagte sie das Fehlen kontrollierter klinischer Studien zu Cannabis bei CED.
Quelle: DGVS* digital: Best of DGVS
*Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten