Erst Dysbiose, dann Darmerkrankung? Mikrobiomuntersuchungen liefern neue Daten

Autor: Dr. Anna Millenaar

Die Dysbiose der Blut- und Stuhlmarker ist als eine Art Krankheitsvorstadium anzusehen, um das Risiko vorherzusagen, an Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa zu erkranken. Die Dysbiose der Blut- und Stuhlmarker ist als eine Art Krankheitsvorstadium anzusehen, um das Risiko vorherzusagen, an Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa zu erkranken. © Emiliia – stock.adobe.com

Bei (noch) nicht erkrankten Personen aus Familien mit gehäuftem Auftreten chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (CED) kann eine Dysbiose bei Stuhl- und Serumbiomarkern nachgewiesen werden.

Hierzu wurden in einer Studie aus Los Angeles sowohl Stuhl- als auch Blutproben von mehreren Familien mit gehäuftem Vorkommen einer CED mit Kontrollfamilien ohne die Erkrankung verglichen. 

Dysbioseparameter im Stuhl nehmen anfangs ab

Es erfolgten eine 16S-rRNA-Sequenzierung, eine Analyse des fäkalen Mikrobioms und eine Blutprobenprofilerstellung. Es zeigte sich, dass die Dysbioseparameter im Stuhl von der Geburt an bis zum Alter von acht Jahren nach und nach abnahmen. Bei Kindern, deren Mütter an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung litten, war dieser Reifungsprozess jedoch verzögert. Ab einem Alter von 15 Jahren nahm die Dysbiose bei den nicht betroffenen Angehörigen bis zum Erwachsenenalter konstant zu. Gleichzeitig ließen sich Stoffwechselveränderungen sowohl in den fäkalen Proben als auch im Serummetabolom nachweisen.

Diese Ergebnisse zeigen, dass die Dysbiose der Blut- und Stuhlmarker als eine Art Krankheitsvorstadium anzusehen ist, um das Risiko vorherzusagen, an Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa zu erkranken, schreiben die Autorinnen und Autoren. Die Dysbiose allein ist dabei nicht ausreichend, um eine CED auszulösen, aber charakterisiert eine erhöhte Vulnerabilität. Möglicherweise kann hierdurch zukünftig eine frühere Diagnose und somit ein früherer Therapiebeginn mit zielgerichteten Interventionen von Risikopatienten erfolgen, so das Team.

Quelle: Jacobs JP et al. Gut 2024; DOI: 10.1136/gutjnl-2024-332475