Pneumonien bei Senioren bergen auch ethische Probleme
Schon die Diagnose der ambulant erworbenen Pneumonie (community aquired pneumonia, CAP) kann bei Hochbetagten Probleme bereiten. So klagen sie eher über Tachypnoe und Lethargie als über Husten und Brustschmerz. Außerdem reagiert das mitgealterte Immunsystem auf Infektionen nicht mehr zuverlässig mit Fieber und Leukozytose. Selbst auf das Röntgenbild ist kein Verlass: Etwa ein Drittel der Aufnahmen fällt uneindeutig aus.
Internationale Empfehlungen zum Management von kritisch Kranken über 80 Jahren mit einer CAP gibt es nicht, erklärt das Team um die Pneumologin Dr. Catia Cillóniz vom Institut Clinic del Tórax der Hospital Clinic of Barcelona. Eine wesentliche Rolle spielt natürlich der Allgemeinzustand der Patienten. Gebrechlichkeit und der häufig schlechte Ernährungsstatus der Senioren (Stichwort Sarkopenie) erschweren den Verlauf einer CAP.
Chronische Erkrankungen wirken sich ebenfalls negativ aus, z.B. KHK, Diabetes mellitus oder eine COPD. Sie erhöhen zum einen die Anfälligkeit für die Pneumonie, zum anderen verschlimmern sie die Entwicklung der Entzündung. In der Regel haben Sie all diese Parameter schon in Ihrer Praxis oder bei den Visiten im Altenheim erfasst und gehen optimal dagegen vor.
Vorteil durch Beigabe von Steroiden bleibt fraglich
Führt die CAP schließlich zur Sepsis, wird die Lage fatal: Etwa jeder zweite alte Betroffene stirbt daran. Die frühzeitige Gabe von (Breitspektrum-)Antibiotika kann die Blutvergiftung vielleicht verhindern – wegen der untypischen Klinik verpasst man aber nicht selten den kritischen Zeitpunkt.
Intensivstation – ja oder nein?
Quellen:
1. Cillóniz C et al. Eur Respir Rev 2020; 29: pii: 190126; DOI: 10.1183/16000617.0126-2019
2. Niederman MS. Eur Respir Rev 2020; 29: pii: 200031; DOI: 10.1183/16000617.0031-2020