Rezidivierende Pneumonie Auf die erste Pneumonie folgt die zweite
Je älter ein Mensch wird, desto häufiger erkankt er an einer (rezidivierenden) Pneumonie. Zudem steigt mit den Jahren die Zahl schwerer Verläufe. Japanische Wissenschaftler um Kazufumi Takada vom Toranomon Hospital in Tokio wollten angesichts der demografischen Verhältnisse in ihrem Heimatland wissen, welche Faktoren eine rezidivierende Pneumonie speziell bei Menschen über 75 Jahre begünstigen und mit welchen Maßnahmen man vorbeugen kann.
Für ihre Analysen sichteten die Wissenschaftler die Krankenakten von 265 Patienten, die zwischen Juni 2014 und Mai 2017 erstmals wegen einer Lungenentzündung stationär aufgenommen worden waren. 90 (35,2 %) stellten sich in den folgenden drei Jahren mit derselben Diagnose erneut in der Klinik vor. Insgesamt starben im Nachbeobachtungszeitraum 55 Patienten, davon 28 mit rezidivierender Pneumonie.
Schlafmittelgebrauch fördert wiederkehrende Pneumonien
Wie die Auswertung der anamnestischen Informationen zeigte, gab es abgesehen von früheren, nicht-krankenhauspflichtigen Pneumonien (Odds Ratio, OR, 2,71) weitere
Risikofaktoren für einen Rückfall. Am größten war die Wahrscheinlichkeit, wenn eine komorbide chronische Lungenerkrankung vorlag (OR 4,73). Ein hohes Risiko hatten auch diejenigen, die regelmäßig zu Schlafmitteln griffen (OR 2,16). Handelte es sich dabei um Benzodiazepine, stieg die Wahrscheinlichkeit gegenüber Patienten, die ohne Hypnotika auskamen, sogar auf 2,29. Einen Einfluss auf das Überleben hatten diese Medikamente allerdings nicht. Auch wer Histamin-1-Rezeptorantagonisten (H1RA) einnahm, erlitt deutlich häufiger eine wiederkehrende Lungenentzündung (OR 2,38).
Auffällig war zudem, dass Patienten mit rezidivierender Erkrankung bei Erstaufnahme einen geringeren Body-Mass-Index und niedrigere CRP-Werte aufwiesen. Letztere sind den Autoren zufolge möglicherweise auf eine andere komorbide Lungenerkrankung zurückzuführen.
Keine Unterschiede im Keimspektrum
Hinsichtlich Alter, Geschlecht, Schwere der Pneumonie und gefundenen Keimen in Sputum und Urin gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen Patienten mit rezidivierender und einmaliger Pneumonie. Auch die Frage, ob die Erkrankung ambulant oder stationär erworben wurde, spielte keine Rolle.
Um Lungenentzündungen vorzubeugen, sollten sich Menschen über 75 Jahre unter anderem gegen Pneumokokken impfen lassen, so die Autoren. Auch eine sorgfältige Mundpflege halten sie für wichtig. Aufgrund der Studienergebnisse raten sie, den Einsatz von Benzodiazepinen bei älteren Patienten mit Pneumonie in der Vorgeschichte stark zu beschränken – nicht zuletzt, weil diese mit Nebenwirkungen wie kognitiven Störungen, Delir und Stürzen einhergehen. Zum Risikopotenzial neuerer Schlafmittel wie Melatonin liegen noch keine Studiendaten vor. Die japanischen Kollegen raten darüber hinaus zum sparsamen Gebrauch von H1-Antihistaminika. Auch den Ernährungsstatus der Patienten müsse man im Auge behalten.
Quelle: Takada K. ERJ Open Res 2023; 9: 00516-2022; DOI: 10.1183/23120541.00516-2022