Proteinurie: Stufendiagnostik nach auffälligem Urinstreifentest
Zeigt die Streifentestuntersuchung ein Übermaß an Eiweiß im Harn an, ist zunächst zu klären, ob möglicherweise eine Kontamination oder eine extrarenale Störung das positive Testergebnis verursacht hat. Zu den häufigsten Auslösern zählen Zystitis und Menstruation. Auch Schleimhautläsionen – vom Konkrement bis hin zum Tumor – können aufgrund der gestörten Blut-Harn-Schranke eine Proteinurie verursachen. Eine vorübergehend erhöhte Eiweißausscheidung findet sich zum Beispiel im Rahmen fieberhafter Infekte oder nach intensiver körperlicher Anstrengung, schreiben Dr. Vera Freund und Privatdozent Dr. Michael Mayr von der medizinischen Poliklinik am Universitätsspital Basel.
Weiterer Streifentest bei schwach positivem Befund
Bei einer schwach positiven Reaktion (+) ist die Wahrscheinlichkeit für ein falsch positives Resultat hoch. Deshalb reicht nach Meinung der Autoren zunächst ein weiterer Streifentest aus. Falls auch dieser positiv ausfällt, sollte die Eiweißausscheidung mit der Berechnung des Albumin-Kreatinin-Quotienten (ACR, Albumine Creatinine Ratio), quantifiziert werden.Damit sollten Sie rechnen
Orthostatische Proteinurie
Die Grenzwerte
- physiologische Albuminurie:
< 20–30 mg/d,
physiologische Proteinurie:
< 110 mg/d - Mikroalbuminurie:
30–300 mg/d - Makroalbuminurie:
300 mg/d bis 3 g/d - nephrotischer Bereich:
> 3 g/d
Sind Glukosestoffwechsel und Blutdruck in Ordnung?
Wenn die Basisdiagnostik nichts Auffälliges ergibt und wenn der Patient an Hypertonie oder Diabetes leidet, ist in der Regel eine renoprotektive Therapie mit einem ACE-Hemmer oder einem AT1-Rezeptorantagonisten angezeigt. Außerdem sollte dann der Albumin-Kreatinin-Quotient einmal im Jahr überprüft werden. Sind Blutdruck und Glukosestoffwechsel in Ordnung, muss die Ursache der persistierenden Proteinurie genauer eruiert werden. Dabei gilt es, potenziell gefährliche Auslöser wie Glomerulonephritis, Vaskulitis und multiples Myelom nicht zu übersehen. Falls sich anderweitig keine Ursache finden lässt, ist eine Nierenbiopsie angezeigt.Quelle: Freund V, Mayr M. Ther Umsch 2020; 77: 361-370; DOI: 10.1024/0040-5930/a001205