Atherosklerose Rheumatiker-Adern
Eine wesentliche Rolle in der Pathogenese der Atherosklerose spielen proinflammatorische Zytokine wie TNF-α und Interleukin-1β, schreiben Dr. Dr. Theresa Graalmann von der Klinik für Rheumatologie und Immunologie an der Medizinischen Hochschule Hannover und ihre Kolleginnen. Medikamente, die die Erkrankung und diese Botenstoffe in Schach halten sollen, wirken der Gefäßverkalkung entgegen.
Ein monoklonaler Antikörper gegen IL-1β, Canakinumab, hat in einer Studie tatsächlich Herzinfarkte und Schlaganfälle vermeiden können, und zwar unabhängig vom Cholesterinwert (s. Kasten). Ähnliches scheint für TNF-α-Blocker zu gelten, die bei RA leitliniengemäß die ersten anzuwendenden Biologika darstellen. Und zwar verschreibt man sie am besten so früh wie möglich, innerhalb von sechs Monaten nach der Diagnose, raten die Hannoveranerinnen, um die Entzündung rechtzeitig zu bremsen.
Paradox ist, wenn …
Kortikosteroide erhöhen das Atheroskleroserisiko
Die European Alliance of Associations for Rheumatology (EULAR) hat Empfehlungen herausgegeben, wie Ärzte ihre Patienten mit chronisch-rheumatischen Erkrankungen kardiovaskulär am besten überwachen und behandeln. Dazu zählt zum einen die Info des Patienten über sein erhöhtes Risiko, zum andern ein Sono der A. carotis (Intima-Media-Dicke). Außerdem raten sie zu Vorsicht bei Steroiden wie Prednisolon, die immer noch häufig primär bei Autoimmunkrankheiten zum Einsatz kommen. Denn die verstärken genau die Risiken, die zur Atherosklerose führen, wie Diabetes oder Gewichtszunahme. In den ersten Jahren geht das vielleicht noch gut – nach zehn Jahren aber leben „überimmune“ Patienten unter Steroiddauertherapie gefährlich, was Herz und Kreislauf angeht.Quelle: Graalmann T et al. internistische praxis 2021; 64: 27-38