Prostatakrebs Salvage-Radiotherapie sollte risikoadaptiert und individualisiert erfolgen
Für ein biochemisches Rezidiv (BCR) nach radikaler Prostatektomie (RP) und zunächst nicht nachweisbarem PSA definiert die EAU keine feste PSA-Schwelle. Ein steigender Wert ab 0,4 ng/ml könne aber als Prädiktor für eine Metastasierung gelten, erinnerte Prof. Dr. Derya Tilki, Martini Klinik, Hamburg.1 Zur prognostischen Aussagekraft eines BCR verwies sie auf ein Review des EAU-Guideline-Panels, das PSA-Verdopplungszeit und Gleason-Score als zwei der wichtigsten prognostischen Faktoren für das Langezeitoutcome nach einem BCR aufdeckte.
Auf dieser Basis sollten die Patient:innen in Niedrig- und Hochrisiko-BCR-Gruppen stratifiziert werden. Eine externe Validierung bestätigte diese EAU-Empfehlung und demonstrierte außerdem, dass Hochrisikoerkrankte mit BCR nach RP signifikant länger lebten, wenn sie eine frühe Salvage-Radiotherapie (SRT) erhielten (vs. späte oder keine SRT).2 In der Niedrigrisiko-Gruppe mit BCR machte es im Hinblick auf die Entwicklung von Metastasen oder die Prostatakrebs-spezifische Mortalität keinen Unterschied, ob die SRT früh oder später erfolgte. Australische Wissenschaftler:innen vergleichen nun bei Niedrigrisiko-Patient:innen mit frühem BCR nach RP eine RT mit aktiver Überwachung.
Adjuvante RT vs. SRT
Zur Frage, ob eine adjuvante RT einer SRT überlegen ist, erklärte Prof. Tilki, dass unter anderem die RADICALS-Studie keinen Vorteil für erstere ergeben hatte. Allerdings waren kaum Patient:innen mit einem Gleason-Score ab 8 und lokal fortgeschrittenem Tumor (pT3b) eingeschlossen worden. Bei ungünstiger Pathologie wie einem Gleason-Score 8–10 und ab einem pT3a-Karzinom reduziere die adjuvante RT die Mortalität gegenüber einer frühen SRT signifikant, weshalb die EAU-Leitlinie die adjuvante RT für diese Personengruppe nach wie vor empfehle, so Prof. Tilki.
Die SRT nicht verzögern
Prof. Dr. Alan Dal Pra, University of Miami Miller School of Medicine, wies darauf hin, dass ein früher Beginn der SRT nach RP (PSA ≤ 0,25 ng/ml) mit einer reduzierten Gesamtmortalität assoziiert ist.2 Außerdem sei die SRT mit oder ohne ADT bei einem BCR einer Salvage-ADT überlegen. Trotzdem werde die SRT im Falle eines PSA < 0,5 ng/ml zu selten eingesetzt. Prof. Dal Pra: „Nur eine:r von 6 Erkrankten mit rezidiviertem Prostatakarzinom erhält eine frühe SRT.“ Der PSA-Wert vor der SRT sei eine wichtige Variable, schon ab Werten von 1,0 ng/ml sei die Erkrankung häufig bereits metastasiert. Der Referent erinnerte auch daran, dass die PSMA-PET/CT bei sehr niedrigen PSA-Werten an ihre Grenzen stoße. Umso wichtiger sei die EAU-Empfehlung, dass eine negative PSMA-PET/CT eine anderweitig indizierte SRT nicht verzögern sollte. Prof. Pra empfahl darüber hinaus die Personalisierung der RT auf Basis einer zusätzlichen genomischen Charakterisierung.
Quellen:
1. Tilki D. ASCO Genitourinary Cancers Symposium 2024; General Session „Emerging Evidence in Localized and Recurrent Prostate Cancer”; Vortrag „Setting the Stage: Biochemical Recurrence After Local Treatment for Prostate Cancer“
2. Pra AD. ASCO Genitourinary Cancers Symposium 2024; General Session „Emerging Evidence in Localized and Recurrent Prostate Cancer”; Vortrag „Salvage Radiotherapy Options for Biochemical Recurrence After Local Treatment“