Schmerzen beim Umdrehen im Bett? Nach Facettensyndrom fahnden!
Das Facetten-Syndrom ist definiert als lokaler lumbaler Kreuzschmerz, der eventuell pseudoradikulär ausstrahlt. Die Beschwerden werden durch Veränderungen der kleinen Wirbelgelenke im Sinne einer Spondylarthrose oder Spondylarthropathie ausgelöst und können ein oder mehrere Bewegungssegmente betreffen. Eine durchaus bedeutsame Pathologie: Man geht heute davon aus, dass zwischen 10 und 41 % der chronischen Rückenschmerzen durch ein Facettengelenk-Syndrom verursacht werden.
Als möglicher Auslöser gilt beispielsweise eine Fehlbelastung der kleinen Wirbelgelenke durch lumbale Hyperlordose und mangelnde muskuläre Stabilisierung. Degenerative Veränderungen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. So fördert eine erniedrigte Bandscheibe durch die erhöhte Belastung eine Spondylarthrose. Auch Nervenwurzelirritationen durch Einengung des Wirbelkanals können auftreten, heißt es in der neuen Leitlinie „Spezifischer Kreuzschmerz“, die unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) erstellt wurde.
Durch Rotation, Retroflexion oder Seitneigung auslösbar
Typisch für das lumbale Facettensyndrom sind tiefsitzende Kreuzschmerzen, die sich vor allem nach längerem Stehen und Gehen bemerkbar machen und in Anteflexion oft bessern. Bei einer Beteiligung der oberen lumbalen Facettengelenke kann der Schmerz in Leiste, Hüfte oder lateralen Oberschenkel ausstrahlen, sind nur die unteren Gelenke betroffen, zieht der Schmerz bis in die laterale Wade. Eine Facettenhypertrophie führt potenziell zu Nervenwurzelirritation und Spinalkanalstenose.
Anamnestisch berichten Patienten mit Facettensyndrom häufig über morgendliche Anlaufschmerzen. Schon das nächtliche Drehen im Bett verursacht manchen von ihnen Beschwerden (Umlagerungsschmerz). Weiterhin kann ein „Durchbrechgefühl“ im Rücken auf eine Nozizeption aus den Facettengelenken hinweisen.
In der klinischen Untersuchung ist eine Schmerzauslösung durch Retroflexion, Seitneigung oder Rotation richtungweisend. Gleiches gilt für den sogenannten Facettenfederungsschmerz beim Druck auf die Wirbelgelenke in Bauchlage. Auch diagnostische Facettenblockaden ermöglichen einen zuverlässigen Nachweis. Die Bildgebung stützt sich primär auf Röntgenaufnahmen des betroffenen Wirbelsäulenabschnitts in zwei Ebenen, mit CT und MRT lassen sich die entsprechenden Veränderungen ebenfalls detektieren.
Längerfristige Linderung per Radiofrequenztherapie
Zur symptomatischen Therapie eignen sich unter anderem nicht-steroidale Antiphlogistika und Muskelrelaxanzien. Potenziell lindert eine entlastende Lagerung (z.B. Entlordosierung der LWS) die Schmerzen. Hilfreich sind auch Infiltrationen mit einem Lokalanästhetikum (mit oder ohne Kortison).
Nach dem Abklingen der akuten Beschwerden steht die muskuläre Stabilisierung im Vordergrund. Wenn die Lendenwirbelsäule betroffen ist, kann die Entlordosierung durch Übungen zur Beckenkippung ergänzt werden. Durch eine perkutane Neurotomie (z.B. mittels Radiofrequenztherapie) lässt sich das betreffende Wirbelgelenk denervieren – mit dem Ziel einer längerfristigen Schmerzlinderung. Falls die Beschwerden trotz suffizienter konservativer Therapie fortbestehen, ist die Indikation für eine Operation zu überprüfen.
Quelle: S2k-Leitlinie Spezifischer Kreuzschmerz, AWMF-Register-Nr. 033-051, www.awmf.org