Den spezifischen Kreuzschmerz im Griff Optionen bei morphologischen und funktionellen Ursachen
Bringt die leitliniengerechte Therapie gegen nicht-spezifischen Kreuzschmerz keine ausreichende Besserung? Besteht der Verdacht auf eine spezifische Ursache der Beschwerden? Dann sollte die Leitlinie spezifischer Kreuzschmerz herangezogen werden. Die wichtigsten Inhalte kurz für Sie zusammengefasst:
Facettensyndrom
Als häufiger Grund für chronische Kreuzschmerzen, insbesondere bei Personen ab Mitte 50, gelten Probleme in den lumbalen Facettengelenken bzw. ein Facettengelenksyndrom. Bei entsprechendem Verdacht sind neben Anamnese und klinischer Untersuchung diagnostische Facettenblockaden eine zuverlässige Methode zum Nachweis der Erkrankung, heißt es in der aktualisierten S2k-Leitlinie der DGOU* und weiterer Fachgesellschaften. Wenn die Beschwerden anhalten, kann nach positiver Austestung eine Radiofrequenzdenervation der betroffenen Gelenke längerfristige Schmerzfreiheit bringen. Falls ein diskogenes Lumbalsyndrom vermutet wird und bildgebend abgeklärt werden soll, rät das Autorenteam zur MRT. Eine CT empfiehlt das Autorenteam primär nicht.
Ankylosierende Spondylitis
Chronischer Rückenschmerz, der vor dem 45. Lebensjahr beginnt, spricht für eine entzündliche Genese. Anamnestisch ist zu erfragen, ob sich der Schmerz etwa durch Bewegung bessert. Der Nachweis des genetischen Merkmals HLA**-B27 legt das Vorliegen einer ankylosierenden Spondylitis nahe.
Claudicatio spinalis
Die Claudicatio spinalis kann vielfältige klinische Symptome auslösen. Entsprechend zahlreich sind die Differenzialdiagnosen, die es zu beachten gilt. Bei entsprechendem Verdacht hilft die MRT weiter, in bestimmten Fällen auch das Röntgen, insbesondere wenn es als Belastungsaufnahme im Stehen erfolgt. Bei Verdacht auf Instabilitäten sollte man Funktionsaufnahmen anfertigen. Therapeutisch plädieren die Autorinnen und Autoren bei einer Spinalkanalstenose trotz der geringen Aussichten auf einen lang anhaltenden Erfolg zunächst für ein konservatives Vorgehen. Betroffene, für die sich damit keine befriedigende Lebensqualität erreichen lässt, profitieren womöglich von einer operativen Dekompression.
Spondylolyse und Spondylolisthese
Bei vermuteter Spondylolyse oder der Möglichkeit einer Spondylolisthese besteht die Basisdiagnostik aus der Röntgenuntersuchung der Lendenwirbelsäule im Stand in zwei Ebenen. Hilfreich sind Funktionsaufnahmen. Als Methode der Wahl zur Darstellung einer Spinalkanalstenose bei Spondylolisthese gilt die MRT. Sie sollte bei neurologischen Defiziten und präoperativ erfolgen. Bestehen bezüglich der MRT Kontraindikationen, lässt sich auf CT und ggf. Myelografie ausweichen. Personen mit symptomatischer Spondylolyse oder isthmischer Spondylolisthese behandelt man am besten zunächst konservativ, sofern keine frischen neurologischen Einschränkungen vorliegen. Bleibt eine Besserung aus, ist möglicherweise eine Operation erforderlich.
Schmerzen im Bereich des Sakroiliakalgelenks
Patientinnen und Patienten mit krankhaften Prozessen im Sakroiliakalgelenk sollten zunächst über die Gutartigkeit des Krankheitsbildes aufgeklärt werden. Der Spontanverlauf ist günstig. Wenn eine reversible hypomobile Funktionsstörung vorliegt, sind Methoden der manuellen Medizin wie Manipulation, Mobilisation und Weichteiltechniken hilfreich. Krankengymnastik lindert den Schmerz bei erhöhter Mobilität oder rezidivierender Funktionsstörung. Die krankengymnastischen Verfahren verbessern die motorische Kontrolle, lösen muskuläre Dysbalancen auf und kräftigen die Lenden-Becken-Hüft-Region. Deshalb sollten sie nach jeder interventionellen Behandlung verordnet werden.
Beim persistierenden Sakroiliakalgelenksyndrom können Infiltrationen erwogen werden. Wegen des erhöhten Infektionsrisikos spritzt man am besten bereits bei der ersten Intervention eine Mischung aus Lokalanästhetikum und Steroid. Wiederholt werden sollte die Intervention nur, wenn eine Schmerzreduktion von mehr als 50 % erzielt wurde.
* Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie
** Human Leucocyte Antigen
S2k-Leitlinie „Spezifischer Kreuzschmerz“, AWMF-Registernr. 187-059, www.awmf.org