Senkt der Verschluss des offenen Foramen ovale auch bei älteren Menschen das Schlaganfallrisiko?
Kommt es bei jüngeren Menschen mit offenem Foramen ovale (PFO) zu einer kryptogenen transitorisch ischämischen Attacke (TIA) oder zu einem Schlaganfall, wird das Foramen zur Sekundärprävention meist verschlossen. Die meisten Patienten mit diesen PFO-assoziierten Ereignissen sind aber deutlich älter. Profitieren Menschen über 60 Jahre gleichermaßen von dem Eingriff?
Dr. Sara Mazzucco vom Wolfson Centre for Prevention of Stroke and Demetia, University of Oxford und Kollegen analysierten die Daten der prospektiven Oxford Vascular Study um diese Frage zu beantworten. Insgesamt umfasste die Auswertung 416 von über 60-jährigen Patienten – darunter 153 mit PFO –, die eine TIA oder einen Schlaganfall erlitten hatten und über fünf Jahre nachverfolgt wurden. Die Wissenschaftler berechneten das Risiko für ein Schlaganfallrezidiv bei PFO von 2,05 pro 100 Patientenjahre.
Risiko steigt auch bei Patienten ohne PFO mit dem Alter
Zu einem sehr ähnlichen Ergebnis (2,00 pro 100 Patientenjahre) kam auch eine Metaanalyse aus 23 anderen Studien (9 kontrollierte und 14 Beobachtungsstudien). Allerdings waren die Resultate sehr heterogen. Die Subanalyse (vier Studien) von Patienten mit und ohne PFO zeigte, dass nur Patienten über 65 Jahre mit PFO und kryptogenem Schlaganfall oder TIA ein deutlich erhöhtes Risiko für einen Rezidivschlaganfall aufweisen (OR 2,5). Unterhalb dieser Altersgrenze war das nicht der Fall. In vier Kohortenstudien mit PFO-Patienten im Durchschnittsalter ≥ 60 Jahre lag das gepoolte Risiko für einen ischämischen Schlaganfall bei 3,27 pro 100 Patientenjahre.
Die Daten legen nahe, dass ein höheres Alter ein wichtiger Risikofaktor für Rezidivschlaganfälle bei PFO-Patienten ist, die bereits eine TIA oder einen kryptogenen Schlaganfall erlitten haben. Auf der anderen Seite steigt das Risiko für einen ischämischen Schlaganfall auch bei Patienten ohne PFO mit dem Alter deutlich an, betonen die Autoren.
Zur Klärung der Frage, inwieweit der Verschluss des Foramens als Sekundärprophylaxe auch Älteren mit PFO einen Vorteil bringt, sind kontrollierte Studien erforderlich. Allerdings könnte die Statistik bei deren Planung Schwierigkeiten bereiten: Auf Grundlage der konservativen Risikoschätzung von 2 pro 100 Patientenjahre müssten zukünftige Studien zu dieser Fragestellung mindestens 1080 Patienten über 60 Jahre pro Arm umfassen, um eine Risikoreduktion von 33 % durch den Verschluss detektieren zu können.
Quelle: Mazzucco S et al. JAMA Neurol 2020; 77: 1279-1287; DOI: 10.1001/jamaneurol.2020.1948