Patientensterblichkeit Sind Frauen die besseren Ärzte?

Autor: Sabine Mattes

Ärztinnen ordneten im Schnitt etwas öfter bildgebende Verfahren an. (Agenturfoto) Ärztinnen ordneten im Schnitt etwas öfter bildgebende Verfahren an. (Agenturfoto) © Rido – stock.adobe.com

Wer in der Notaufnahme von einer Frau verarztet wird, hat möglicherweise bessere Aussichten hinsichtlich der Sterblichkeit.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Geschlecht des behandelnden Arztes und der Patientensterblichkeit? Dieser Frage widmeten sich Anjali Sergeant von der McMaster University in Hamilton und Kollegen in einer Querschnittsstudie über sieben Krankenhäuser in Ontario. Zwischen 2010 und 2017 nahmen insgesamt 171.625 Patienten (medianes Alter 73 Jahre) sowie 118 Ärzte und 54 Ärztinnen an der Studie teil. Es wurden nur Fälle berücksichtigt, die über die Notaufnahme eingewiesen und anschließend in der Inneren Medizin weiterbehandelt worden waren.

Tatsächlich hatten von Frauen betreuten Patienten eine niedrigere Mortalitätssrate als die von Männern Behandelten (4,8 % vs. 5,2 %). Patientenspezifische Faktoren, wie Geschlecht, Alter und Diagnose, beeinflussten das Ergebnis nicht. Ärztinnen ordneten im Schnitt etwas öfter bildgebende Verfahren an, was aber die Differenz nicht erklärte. Nur schwer quantifizieren lassen sich auch die Ergebnisse anderer Studien, die zeigen, dass Frauen empathischer mit Patienten und Personal kommunizieren, was die Beziehungen stärkt und die Patientenversorgung verbessern kann.

Zeit im Beruf scheint eine wesentliche Rolle zu spielen

Rechneten die Forscher ärztebezogene Faktoren, wie Berufserfahrung, Ausbildungsort und Spezialisierung, mit ein, wurde der Unterschied schwächer. Die Zeit im Beruf war das einzige Kriterium, das sich signifikant zwischen den Geschlechtern unterschied (7,4 Jahre bei Männern vs. 4,3 bei Frauen). Es wäre denkbar, dass die Frauen durch einen kürzeren Abstand zur Facharztausbildung besser über aktuelle Leitlinien informiert waren, was sich grundsätzlich positiv auf die Patientengesundheit auswirken könnte. 

Quelle: Sergeant A et al. JAMA Health Forum 2021; 2: e211615; DOI: 10.1001/jamahealthforum.2021.1615