Solarium: Industriegesponserte Studien finden 14-mal häufiger positive Effekte als unabhängige
„Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“ lautet ein bekannter Spruch in der Wissenschaft. Beim Thema künstliche Bräune scheint das Sprichwort in besonderem Maße zuzutreffen, wie ein internationales Team um die Dermatologin Dr. Lola Adekunle von der Stanford University in Palo Alto jetzt herausfand.1
Die Forscher hatten vor Kurzem Untersuchungen zur Wirkung von Solarien und Sonnenbänken unter die Lupe genommen. Sie wollten wissen, inwiefern Sponsoren der Sonnenbankindustrie die Ergebnisse beeinflussen.
Vermeintlicher Einfluss auf Stress und Vitamin D
Von den 691 in die Analyse inkludierten Arbeiten finanzierte die Industrie zwar nur 7,2 %. Doch deren Ergebnisse hatten es in sich. So ist unter anderem von einem positiven Einfluss auf den Vitamin-D-Spiegel und den Stresspegel die Rede. Insgesamt votierten 78 % dieser Studien zugunsten der künstlichen Bräune. Nur 10 % fielen neutral und 12 % negativ aus.
Vergleicht man diese Zahlen mit denen unabhängiger Untersuchungen, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Die Odds Ratio für Pro-Sonnenbank-Ergebnisse lag in den industriegesponserten Studien 14-mal höher. In lediglich 4,4 % der unabhängigen Arbeiten schnitt das Solarium gut ab, 3,5 % der Studien kamen zu einem neutralen Ergebnis. Der Großteil der untersuchten Arbeiten (92,1 %) bewertete die Sonnenbank negativ.
Milliardenschwere Industrie schützt ihre Interessen
Dem Verhaltensforscher Professor Dr. Jerod L. Stapleton, University of Kentucky, Lexington, und dem Psychologen Professor Dr. Joel Hillhouse, East Tennessee State University, Johnson City, machen diese Ergebnisse Sorgen.2 Dass die künstlichen Sonnenstrahlen das Risiko für Krebs erhöhen, sei zwar schon lange bekannt. Viele Menschen würden diesen Fakt jedoch ignorieren. Zudem erhalten positive Berichte zum Thema Sonnenbank in den Medien wesentlich mehr Aufmerksamkeit als kritische, bemängeln sie. Dazu trage sicher auch die „milliardenschwere“ Solariumindustrie bei – mit geschickt angepassten Marketingstrategien.
Quellen:
1. Adekunle L et al. BMJ 2020; 368: m7; DOI: 10.1136/bmj.m7
2. Stapleton JL, Hillhouse J. A.a.O.: m345; DOI: 10.1136/bmj.m345