Strandurlaub mit Kindern Sonne, Sand und Mückenstiche

Autor: Tobias Stolzenberg

Besonders bei Reisen mit Kindern sollte die Planung frühzeitig erfolgen, ein ausführliches Beratungsgespräch kann bei den Vorbereitungen helfen. Besonders bei Reisen mit Kindern sollte die Planung frühzeitig erfolgen, ein ausführliches Beratungsgespräch kann bei den Vorbereitungen helfen. © nadezhda1906 – stock.adobe.com

Mit Kindern ändert sich alles – auch der Urlaub am Meer. Viele Eltern beginnen viel zu spät mit den ­erforderlichen Reisevorbereitungen und unterschätzen die Risiken, denen sie ihr Kind am Urlaubsort aussetzen.

Die Planung ist das A und O beim Reisen mit Kindern, führte Dr. ­Mathias ­Wagner von der Gemeinschaftspraxis für Kinder- und Jugendmedizin in ­Berlin aus. Mindestens sechs Wochen vor Reiseantritt, am besten noch vor der Buchung, empfiehlt sich ein umfassendes Beratungsgespräch, so der Facharzt für Kinderheilkunde und Neonatologe. Zu diesem Zeitpunkt sollte alles Wichtige bereits vorliegen: 

  • die Reiseroute mit den geplanten Aktivitäten
  • Impfdokumente
  • alle Informationen zu Vorerkrankungen

Auch bei Reisen ans Meer innerhalb Europas, erst recht aber bei Fernreisen, müssen sich die Eltern beizeiten Gedanken über Rückhaltesys­teme für den Transport, über die medizinische Versorgung am Zielort, die Reiseapotheke, hygienische Bedingungen, Impfungen sowie den Sonnen- und Mückenschutz machen. 

Spontane und Langzeitreisen erfordern intensive Beratung

Eine besondere Herausforderung für den Arzt sind dabei Gespräche vor Langzeit- und vor Last-Minute-Reisen, insbesondere in tropische und subtropische Regionen. Auch wenn sehr kleine Kinder reisen sollen oder wenn es zu Freunden oder Familienangehörigen im fernen Ausland geht, sollte man etwas mehr Zeit für den Austausch einplanen.

Kernstück der reisemedizinischen Beratung bei Fernreisen sind die Standardimpfungen. Die Grundimmunisierung sollte dem Impfkalender der ­STIKO folgen und vollständig sein. Ergänzend kommen – je nach Zielgebiet – Pflicht- und Reise­impfungen hinzu, mitunter in beträchtlicher Zahl. Dr. ­Wagner verwies darauf, dass ab dem Alter von zwei Jahren nahezu alle Reiseimpfungen möglich sind. Lediglich die neue Dengue­impfung ist erst ab vier Jahren zugelassen.

In Malariagebiete sollten Kinder unter fünf Jahren generell nicht fah­ren, so die Empfehlung der DTG*. Reisen die Kinder dennoch, müssen die Eltern genau Bescheid wissen, wie sie ihren Nachwuchs vor Mückenstichen und einer Plasmodien­infektion schützen können (s. ­Kasten).

Malariaprophylaxe bei Kindern

Die Expositionsprophylaxe gegen Malaria erfolgt bei Kindern nicht anders als bei Erwachsenen, ist aber deutlich schwieriger umzusetzen. Auch Kinder gehören beim Schlafen unter ein Moskitonetz und nachts in Räume, die durch Mückengitter und Klimaanlage geschützt sind. Ihre Kleidung sollte hell und weit geschnitten sein und den Körper bestmöglich bedecken.

Als Repellents eignen sich in erster Linie DEET und Icaridin. In Deutschland gibt es zugelassene Präparate für Kinder ab sechs Monaten. Im Zweifelsfall und bei starkem Risiko könnten DEET-haltige Präparate schon ab dem Alter von zwei Monaten off label eingesetzt werden, meinte Dr. Wagner.

In vielen Ländern besteht eine erhöhte Gefahr von Tierbissen, insbesondere durch Affen oder Hunde, und damit ein Tollwutrisiko. Für Kinder ist die Wahrscheinlichkeit für Bissverletzungen und Infektionen in der Regel bedeutend größer als für Erwachsene. „Deshalb rate ich in der Sprechstunde großzügig zur präexpositionellen Tollwutprophylaxe“, so Dr. Wagner. Falls erforderlich, impft er Kinder auch off label nach dem Schnellschema.

Hauterkrankungen bei Kindern sind am Meer häufig. Das fängt mit dem Sonnenbrand an, geht über allergische Reaktionen auf Mückenstiche oder superinfizierte Feuer­ameisenbisse und reicht bis zur Infektion mit der ­Larva ­migrans oder Hakenwürmern. Selbst eine einfache Windeldermatitis könne im feuchtwarmen Tropenklima zum Problem werden, erklärte Dr. ­Wagner. Verletzungsgefahr bestehe am Meer insbesondere durch Seeigel, Quallen und giftige Fische. Da Kinder generell ein höheres Risiko für Haut- und Magen-Darm-Infekte haben, gehören auf jeden Fall Elektrolytlösungen, Anti­emetika und Antidiarrhoika in die ­Reiseapotheke. 

Auch Fieberthermometer, fiebersenkende Medikamente und solche gegen Husten und Schnupfen dürfen nicht fehlen, hinzu kommen eine kleine Schere mit Pinzette sowie Verbandsmaterial und Pflaster für kleinere Verletzungen. Desinfizierende Sprays, antibakterielle Cremes und die ggf. benötigte Dauer­medikation machen das Sortiment komplett.

Sonnenschutz ist für die empfindliche Kinderhaut besonders wichtig. Zwischen 11 und 15 Uhr gehört der Nachwuchs in den Schatten; Babys sollen niemals der direkten Sonne ausgesetzt sein. Im ersten Lebensjahr empfiehlt sich ein mineralischer Sonnenschutz. Die Sonnencreme sollte in jedem Fall vor UV-A-, UV-B- und möglichst auch vor Infrarotstrahlung schützen. Lotionen sind einem Gel oder Öl vorzuziehen. Im Idealfall sind sie wasserfest mit hohem Lichtschutzfaktor (mindestens LSF 30). Optimalerweise trägt das Kind Kleidung mit eingewebtem Lichtschutzfaktor und eine Sonnenbrille.

* Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und globale Gesundheit

Quelle: Kongressbericht 24. Forum Reisen und Gesundheit