Dermatomyositis Sport und Bewegung in richtigem Maß helfen

DGRh 2024 Autor: Dr. Sonja Kempinski

Den positiven Effekt bei juveniler Dermatomyositis belegen diverse Untersuchungen. Den positiven Effekt bei juveniler Dermatomyositis belegen diverse Untersuchungen. © New Africa - stock.adobe.com

Sport wird für Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen empfohlen, da er das Outcome bessert. Das gilt auch für Kinder und Jugendliche mit Dermatomyositis – wobei bei ihnen auf einige Besonderheiten zu achten ist. 

Sport fördert Koordination, Kraft und Ausdauer, stärkt Knochen und Muskeln, stabilisiert Sehnen und Bänder. Er ist wichtig für die Herz-Kreislauf-Fitness und wirkt durch Ausschüttung von Myokinen anti-inflammatorisch. Wie eine Konsensusgruppe der GKJR* betont, hat Sport für Betroffene mit juveniler Dermatomyositis noch eine zusätzliche Bedeutung. Denn in Form von unterstützenden physiotherapeutischen Maßnahmen verringert er Kontrakturen und Muskelschwäche und hilft, die Behinderung möglichst gering zu halten. Solange dies sicher möglich ist, sollten Betroffene frühzeitig zu sportlichen Aktivitäten zurückkehren, erläuterte der Sportwissenschaftler Matthias Hartmann vom Deutschen Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie Garmisch-Partenkirchen. 

Es verbessern sich u. a. Funktionalität und Ausdauer

Den positiven Effekt bei juveniler Dermatomyositis belegen diverse Untersuchungen. Eine Studie mit zehn Betroffenen mit inaktiver oder moderater Erkrankung ergab, dass über zwölf Wochen durchgeführtes Krafttraining sowohl die isometrische Kraft als auch die Funktionalität und die Ausdauerleistung besserte. In einer anderen Studie absolvierten acht an juveniler Dermatomyositis Erkrankte ein moderat-intensives aerobes Ergometertraining zu Hause. Nach zwölf Wochen mit insgesamt 42 Trainingssessions (gesteigert von 20 auf 40 Minuten) waren maximale Sauerstoffaufnahme und Leistungsfähigkeit signifikant gesteigert. Auch eine RCT-Studie konnte den positven Effekt und die Sicherheit von körperlichem Training für stabile Dermatomyositis-Betroffene nachweisen.

Abhängig von der Bewegungseinschränkung und dem Ausmaß der Muskelschwäche zeigen die Erkrankten ein sehr heterogenes Ansprechen auf körperliches Training, betonte der Referent. Deshalb ist es wichtig, den Sport durch Physiotherapeuten zu beaufsichtigen und regelmäßig individuell anzupassen. 

Wie sieht die Bewegungstherapie in der Klinik aus? Im akuten Stadium gilt es, mithilfe der Physiotherapie Kontrakturen zu verhindern oder gezielt zu behandeln. Basis ist das endgradige passive, später assistive Bewegen und vorsichtiges Dehnen. Später kommen aktive Übungen dazu, diese sollen ohne Schmerz und Ermüdung durchgeführt werden. Außerdem werden den Betroffenen ökonomische Bewegungen beigebracht, die sie trotz ihrer Muskelschwäche durchführen können. Zusäzlich mobilisiert werden die Kinder im Bewegungsbad und mit der Schlinge. 

In der Regenerationsphase steht das aktive Üben im Vordergrund. Dabei wird schon gegen die Schwerkraft gearbeitet, das bedeutet, dass die Betroffenen mindestens einen Muskelwert ab III aufweisen. Das ist eine Gradwanderung: Um effektiv zu wirken, muss das Training anstrengend sein. Dabei darf es jedoch nicht ermüden – denn sonst riskiert man eine Ischämie. Weitere Bausteine sind Dehnung und Beweglichkeitstraining, aber auch funktionelle Übungen. Haltungs- und Gangschulungen, Gleichgewichtstraining und die Förderung der Rumpfaktivität sind wesentliche Komponenten. Trainiert wird auf Matten und an Geräten, an Kletterwänden und im Bewegungsbad. 

Während der Remission und in kontrollierten Phasen ist Sport auch bei einer Dermatomyositis wirkungsvoll und sicher, so das Fazit des Referenten. Offen bleibt jedoch, wie sich Sport in aktiven Phasen auswirkt. Entsprechende prospektive Studien sind deshalb seiner Meinung nach dringend erforderlich.

Quelle: Deutscher Rheumatologiekongress 2024

* Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie