Substanzmissbrauch Stößchen aufs hohe Alter
Die Babyboomer-Generation wird in den kommenden Jahren neben den Rentenkassen zunehmend auch das Gesundheitssystem belasten. Ein wichtiger Aspekt dabei ist der Substanzmissbrauch. Die Zahl derjenigen wird steigen, die mit den Folgen eines langjährigen Cannabiskonsums, d.h. mit kognitiven Defiziten und Demenzentwicklung zu kämpfen haben, erklärte Prof. Dr. Michael Rapp, Sozial- und Präventivmediziner an der Universität Potsdam.
Innerhalb von nur vier Jahren hat sich die Rate der Senioren ab 65 Jahren, die einen Cannabiskonsum in den vorangegangenen zwölf Monaten angaben, nahezu verdoppelt. In einer US-amerikanischen Kohortenstudie mit 14.896 gesunden Teilnehmern stieg sie über die Jahre kontinuierlich von 2,4 % auf 4,2 % an.
Ein großes Problem im Hinblick auf Morbidität und Mortalität älterer Menschen sieht er auch in einem fortbestehenden erhöhten Alkoholkonsum. Die vermehrte Krankheitslast entsteht allerdings nicht nur durch diejenigen, die über viele Jahre kontinuierlich getrunken haben.
Epidemiologische Daten sprechen dafür, dass es insbesondere in der fünften und sechsten Lebensdekade zu einem „Konsumrevival“ kommt. In der Jugend und im jungen Erwachsenenalter wird Alkohol zumeist im Sinne des Binge-Drinking konsumiert. In der dritten Lebensdekade nimmt der Verbrauch dann deutlich ab, um zwischen 50 und 70 Jahren wieder nach oben zu schnellen.
Vor allem Gutsituierte greifen zur Flasche
Dabei sind es vor allem die Gutsituierten, die im reifen Alter wieder öfter zur Flasche bzw. zum Glas greifen. In der Folge bekommen viele von ihnen alkoholassoziierte körperliche Probleme, nehmen das Gesundheitssystem verstärkt in Anspruch und landen deutlich häufiger im Krankenhaus. Die Chance, körperlich aktiv gesund zu altern, werde dadurch konterkariert, sagte Prof. Rapp.
Quelle: 12. Psychiatrie-Update-Seminar