Laufen, bis es wehtut Strukturiertes Training bessert Gehstrecke und Lebensqualität bei PAVK
Strammes Gehen ist eine wirkungsvolle Maßnahme zur Behandlung der PAVK. Metaanalysen haben gezeigt, dass eine angeleitete Trainingstherapie die schmerzfreie Gehstrecke oder die Sechs-Minuten-Gehstrecke signifikant verbessert und Beschwerden reduziert.
Revaskularisierung mit Gehtraining kombinieren
Positive Auswirkungen hat das Gehtraining auch auf die Lebensqualität und die kognitive Funktion, schreiben Dr. Lucia Mazzolai vom Uniklinikum Lausanne und Kollegen im Konsensusdokument zur Bewegungstherapie der ESC*. Welche Rolle dabei die interventionelle Revaskularisierung spielt, kann noch nicht abschließend beurteilt werden.
Einer Metaanalyse von sieben randomisierten Studien zufolge führte eine endovaskuläre Therapie plus Training zu signifikant besseren Effekten auf Gehstrecke und Knöchel-Arm-Index (ABI) als das Training allein. Auch das Amputationsrisiko im weiteren Verlauf fällt bei der Kombination beider Therapien geringer aus. Eine endovaskuläre Therapie allein hat sich allerdings nicht als signifikant besser erwiesen als das alleinige Training.
Vor Beginn einer Trainingstherapie sollte der Patient sorgfältig körperlich untersucht werden. Dabei ist auch auf Kontraindikationen und Komorbiditäten zu achten. Weiterhin müssen neben dem ABI die Gefäß- und Muskelfunktionen erfasst werden, um einen Status quo als Referenz zu haben. Funktionelle Einschränkungen lassen sich am Laufband erkennen, indem man mit Standardprotokollen die schmerzfreie Gehstrecke misst. Eine gute Alternative ist der Sechs-Minuten-Gehtest, der das Gehen im Alltag noch besser reflektiert. Ergänzend kann der Patient seinen Bewegungsalltag auch mit einem GPS-Tracker oder einer Smartwatch aufzeichnen.
ABI nach Belastung messen
Die Schwere der PAVK lässt sich anhand des Knöchel-Arm-Index (ankle-brachial index, ABI) messen. Besonders wichtig sind die Werte unmittelbar nach Ende eines Trainings. Eine Abnahme um > 20 % steht für eine manifeste PAVK.
Zur Beurteilung von Muskelfunktion und -kraft dienen dynamometrische Messungen und klinische Funktionstests. Eine validierte Methode zur Bestimmung der Muskelkraft von PAVK-Patienten ist z.B. der Sit-to-stand-Test. Zur vollständigen Evaluation gehört zudem die subjektive Selbsteinschätzung der Gehfähigkeit und der Lebensqualität.
Das initiale Trainingsprogramm sollte für mindestens zwölf Wochen unter professioneller Anleitung durchgeführt werden und wenigstens dreimal wöchentlich stattfinden. Empfohlen werden Trainingseinheiten von mindestens 30 Minuten, die aus einem intermittierenden Gehtraining mit Pausen zwischen den Gehphasen bestehen.
Die Patienten sollten sich dabei so lange belasten, bis mittelschwere bis schwere Claudicatio-Symptome auftreten. Denn für dieses Vorgehen gibt es die beste Evidenz. Aber auch mit einem Training, das die Grenze „geringe Schmerzen“ nicht überschreitet, wurde in einigen Studien eine Verbesserung erzielt. Wahrscheinlich findet ein solches Training in der Praxis bei vielen Patienten mehr Akzeptanz und verbessert damit die Chancen für eine Langzeitadhärenz, vermuten die Autoren.
Das Training beginnt idealerweise mit niedriger Intensität und wird dann von Mal zu Mal allmählich gesteigert. Herzfrequenz, Borg-Skala (misst die subjektive Erschöpfung) oder Claudicatio-Schmerzen können bei der Planung als Richtschnur dienen. Wenn es mit dem Laufen nicht so recht klappt, sind Krafttraining oder Fahrradfahren eine Option – wobei jedoch das Gehen größere Effekte auf die Sechs-Minuten-Gehstrecke aufweist. Patienten ohne Zugang zu einem angeleiteten Training sollte man ein strukturiertes Übungsprogramm für zu Hause anbieten. Einer aktuellen Metaanalyse zufolge führt auch dies zu einer Zunahme der Gehstrecke, die aber nicht signifikant ausfällt.
Wichtig ist in jedem Fall, die anfänglichen Untersuchungen im Anschluss an das initiale Trainingsprogramm zu wiederholen. Das zeigt die Fortschritte und hilft, den Patienten zu motivieren, lebenslang aus eigenem Antrieb körperlich aktiv zu bleiben.
* European Society of Cardiology
Quelle: Mazzolai L et al. Eur Heart J 2024; 45: 1303-1321; DOI: 10.1093/eurheartj/ehad734