Transfrauen PSA-Screening: Ärztliche Empfehlung motiviert
Auch nach einer geschlechtsangleichenden Operation haben Transfrauen weiterhin eine Prostata und können dort Krebs entwickeln. Forschende um Sandhya Kalavacherla, University of California, San Diego, analysierten, welche Faktoren die Teilnahme dieser Gruppe am PSA-Screening beeinflussen. Dazu stellten sie Daten von 255 Transfrauen denen bezüglich soziodemografischer und versorgungsrelevanter Merkmale gematchter Cismänner (n = 1.020) gegenüber.
Insgesamt hatten Personen zwischen 55 und 69 Jahren, die sich selbst als transgender bezeichnen, seltener in den vergangenen beiden Jahren am PSA-Screening teilgenommen (22,2 % vs. 36,3 %). Die Wahrscheinlichkeit, kürzlich eine solche Früherkennungsuntersuchung erhalten zu haben, war für Transpersonen signifikant geringer (OR 0,65; 95%-KI 0,46–0,92; p = 0,02).
Die Empfehlung ist der wichtigste Einflussfaktor
Der statistische Unterschied bestand unabhängig von der Zeitspanne seit dem letzten Praxisbesuch. Berücksichtigten die Forschenden andererseits, ob Mediziner:innen einen PSA-Test empfohlen beziehungsweise über seine Vor- und Nachteile aufgeklärt hatten, wirkte sich die Geschlechtsidentität nicht mehr signifikant aus. Zusätzlich zu diesen Faktoren stiegen die Raten mit dem Bildungsniveau.
In einer multivariaten Analyse der Transgender-Kohorte erwies sich die Empfehlung der Früherkennungsuntersuchung durch Kliniker:innen als der wichtigste Einflussfaktor (OR 12,40; p < 0,001). Geschah dies, fielen die rezenten Screeningraten bei Cismännern (64,2 %) und Transfrauen (63,4 %) ähnlich aus. Letztere gaben allerdings deutlich seltener an, einen solchen Rat erhalten zu haben (32,9 % vs. 41,8 %; p < 0,001).
Die Autor:innen werten all dies als Hinweise darauf, dass die geringe Teilnahme von Transfrauen am PSA-Screening nicht vorrangig im Zugang zu medizinischer Versorgung und sozioökonomischen Ungleichheiten begründet liegt. Die Ergebnisse unterstrichen, welch wichtigen Einfluss Ärzt:innen auf die Beteiligung an der Früherkennung hätten. Da eine Empfehlung durch Kliniker:innen besonders relevant schien, sollten sich diese darauf vorbereiten, das Thema auf genderaffirmierende Weise zu adressieren.
Quelle:
Kalavacherla S et al. JAMA Netw Open 2024; 7(2): e2356088; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2023.56088