PSA-Screening in der Diskussion Überdiagnoserisiko scheint hoch

Autor: Sabine Mattes

Auffällig war, dass die Werte mit dem jeweils aktuellen nationalen Trend des prostataspezifischen Antigentestings korrelierten. Auffällig war, dass die Werte mit dem jeweils aktuellen nationalen Trend des prostataspezifischen Antigentestings korrelierten. © Chinnapong - Stock.adobe.com

Prostatakrebs ist einer aktuellen Studie zufolge in Europa offenbar überdiagnostiziert. Der Vergleich der Inzidenzraten lässt die Vermutung zu, dass daran ein unreguliertes PSA-Screening Schuld ist. 

Wie die Analyse von WHO-Daten aus 26 europäischen Staaten zeigte, schwankten die Inzidenzen zwischen 1980 und 2017 sowohl im Zeitverlauf als auch regional sehr stark. Beispielsweise lag die Inzidenzrate für Prostatakrebs pro 100 000 Männer Mitte der 2000er-Jahre in der Ukraine bei 46, in Frankreich hingegen bei 336. Auffällig war, dass die Werte dabei mit dem jeweils aktuellen nationalen Trend des prostataspezifischen Antigentestings korrelierten. 

Mortalitätsraten sinken europaweit stetig

Im Gegensatz zu den Inzidenzen zeigte sich die Mortalität im regionalen Vergleich deutlich homogener und die Sterberaten der meisten Länder sanken in den letzten Jahrzehnten stetig, schreiben die Autoren um Salvatore Vaccarella, International Agency for Research on Cancer, Lyon. Während sich die Inzidenzraten teilweise um das Zwanzigfache unterschieden, wichen die Mortalitätsraten höchstens um das Fünffache voneinander ab. Differenzen traten auch bei altersspezifischen Mustern auf: Während die Mortalitätsrate bei älteren Männern stieg, ging die Inzidenz für Prostatakrebs im Alter wieder zurück. Eine Ursache der vermeintlichen Überdiagnostik sehen die Forschenden im bislang unregulierten und opportunistischen Screening. Sie empfehlen, bei der Implementierung neuer EU-Richtlinien für das PSA-Screening ein besseres Gleichgewicht zwischen Schaden und Nutzen anzustreben.

Quelle: Vaccarella S et al. BMJ 2024; 386: e730778; doi: 10.1136/bmj-2023-077738