Blasenschwach nach Prostatektomie Über 70-Jährige sind besonders häufig betroffen
Vier von zehn Männern leiden nach einer radikalen Prostatektomie an Harninkontinenz. 13 % der Betroffenen verbrauchen aufgrund ihres Urinverlusts mehr als zwei Einlagen täglich, berichten Dr. Christoph Kowalski von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) aus Berlin und Kollegen.
Im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie evaluierten die Wissenschaftler Patienten-Follow-up-Daten von 125 DKG-zertifizierten Prostatakrebszentren. Zwischen 2016 und 2022 hatte man 17.149 Patienten aus der Routineversorgung mithilfe des Expanded Prostate Cancer Index Composite Short Form – kurz EPIC-26 – befragt. Von besonderem Interesse waren Veränderungen im Score „Inkontinenz“ und Einlagennutzung unmittelbar vor (T0) und zwölf Monate nach einer radikalen Prostatektomie (T1), eingeordnet nach Alter und Risikoklasse.
Zum Zeitpunkt T0 trugen 97 % der Patienten keine Einlagen, 88 % verloren selten oder nie Urin und der durchschnittliche Harnkontinenzscore betrug 93 (Maximum: 100). Bei der Befragung an T1 beliefen sich diese Anteile nur noch auf 56 % bzw. 52 %. Der Harnkontinenzscore sank auf 73. Besonders hoch war der Anteil der Männer, die im Verlauf Einlagen nutzen mussten, in der Gruppe der über 70-Jährigen und bei denen mit höherer Risikoklassifikation. Dieser umfassende Einblick in das Outcome zwölf Monate nach einer radikalen Prostatektomie kann bei betroffenen Prostatakarzinompatienten zur Aufklärung genutzt werden, schreiben die Wissenschaftler.
Quelle: Kowalski C et al. Urologie 2024; 63: 67-74; DOI: 10.1007/s00120-023-02197-z