Untersuchung von COVID-19-Patienten: Virusnachweis an Endoskopen?
Seit Beginn der Coronapandemie wird darüber diskutiert, wie groß das Risiko ist, das Virus im Rahmen der Endoskopie weiter zu verbreiten. Daher gelten spezielle Schutzmaßnahmen nicht nur für das beteiligte Personal, sondern auch für die Aufbereitung der verwendeten Instrumente, sofern es sich nicht um Einweggeräte handelt. Internationale Fachgesellschaften empfehlen meist nach der groben Säuberung die Desinfektion mit Peroxyessigsäure (PAA), auch wenn das Ausmaß des Nutzens des Verfahrens noch nicht eindeutig belegt werden konnte.
Die italienische Arbeitsgruppe um Dr. Ivo Boškoski von der Digestive Endoscopy Unit der Policlinica Universitario Agostino Gemelli in Rom hat sich daher zu einer Pilotstudie an zwölf COVID-19-Patienten entschlossen. Bei den schwer Kranken wurden verschiedene Spiegelungen (etwa Bronchoskopien, Koloskopien, Gastroskopien) durchgeführt. Unmittelbar vor der Untersuchung, unmittelbar danach und dann noch einmal direkt nach der Desinfektion mit PAA entnahmen die Wissenschaftler an verschiedenen Stellen der Instrumente Abstriche. Diese untersuchten die Forscher dann mittels Real-Time-PCR auf SARS-CoV-2-RNA.
Die Tests vor den jeweiligen Spiegelungen waren wie erwartet sämtlich negativ auf das Virus, berichten die Autoren. Weniger erwartet war, dass sich auch in den Proben, die unmittelbar nach der Untersuchung und vor der Reinigung entnommen worden waren, kein Virusmaterial nachweisen ließ. Auch nach der Desinfektion waren dementsprechend alle Proben negativ.
Die Wissenschaftler waren davon sehr überrascht – und bislang haben sie keine wissenschaftlich sinnvolle Erklärung für die negativen Proben nach der Untersuchung. Auf den ersten Blick scheint es so, als sei der ganze Aufwand der Desinfektion umsonst, schreiben die italienischen Kollegen. Doch das stimme natürlich nicht. Vielmehr sollten die Ergebnisse Anlass sein, die verschiedenen Wege der Virusübertragung neu zu bewerten. Und nicht zu vergessen: Der Hauptausbreitungsweg von SARS-CoV-2 läuft über Tröpfchen und Aerosole. Daher gelten entsprechende Schutzmaßnahmen bei Endoskopien weiterhin als unerlässlich.
Quelle: Boškoski I et al. Gut 2021; DOI: 10.1136/gutjnl-2020-323577