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Diabetisches Fußsyndrom Update für die Füße

Autor: Dr. Vera Seifert

Das ideale Antibiotikum bei diabetesbedingten Fußinfektionen ist noch immer nicht gefunden. Das ideale Antibiotikum bei diabetesbedingten Fußinfektionen ist noch immer nicht gefunden. © H. Brauer - stock.adobe.com
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Im vergangenen Jahr wurde die internationale Expertenleitlinie zum diabetischen Fußsyndrom aktualisiert. Im Wesentlichen betreffen die Neuerungen Infekte, PAVK, Therapeutika zur Wundheilung und die Entlastung des erkrankten Fußes.

Die International Working Group on the Diabetic Foot (IWGDF) hat 2023 ihre Leitlinien zur Behandlung und Prävention von diabetesbedingten Fußerkrankungen überarbeitet. Grundlage für die aktualisierten Empfehlungen sind 149 Studien und zwei systematische Übersichten, berichtete Prof. Dr. Maximilian Spraul von der Diabetesschwerpunktpraxis Rheine. 

Das ideale Antibiotikum bei diabetesbedingten Fußinfektionen ist noch immer nicht gefunden. „Verwenden Sie also das, was der lokalen Resistenzlage entspricht.“ Was die Dauer der Behandlung angeht, wird in der Leitlinie bei Weichteilinfekten zu einer bis zwei Wochen geraten. Bei schweren Infektionen sollen es drei bis vier Wochen sein, eine Osteomyelitis erfordert sechs,  eine Osteomyelitis mit Resektion der Knochen drei Wochen. Die Tendenz geht damit in Richtung kürzerer Behandlung, so Prof. Spraul. 

Plazentaprodukte, Sauerstoff in Tüten und autologe Patches

Mit Blick auf die Wundheilung gibt es für Auflagen mit Sucrose Octasulfat eine Empfehlung, ebenso für den autologen Patch, für Plazentaprodukte sowie topisch und systemisch gegebenen hyperbaren Sauerstoff. Der autologe Patch besteht aus Leukozyten, Thrombozyten und Fibrin aus filtriertem Eigenblut, erläuterte der Referent. Man braucht für das Verfahren ein sehr teures Gerät, die Therapie erfolgt stationär. Zu den Plazentaprodukten merkte er an, dass sie in Deutschland nicht erhältlich und zudem sehr teuer sind und die Kosten nicht von den Kassen übernommen werden.

Die Therapie mit topischem hyperbarem Sauerstoff, bei der der Fuß in einer Art Plastiktüte steckt, kann von den Patienten daheim durchgeführt werden. Das benötigte Gerät ist inzwischen auf dem deutschen Markt erhältlich, doch leider verweigern die Krankenkassen die Erstattung, bedauerte Prof. Spraul. Die Behandlung mit systemischem hyperbarem Sauerstoff erfolgt stationär in einer Kammer, die Kosten werden übernommen. Auch für die Vakuumtherapie liegt Evidenz vor, allerdings nur für postoperative Wunden, nicht für das Ulcus cruris.

Zur Diagnostik der PAVK wird in der Leitlinie als Screeningmaßnahmen zum Knöchel-Arm- und Zehen-Arm-Index sowie zur Doppler-Flusskurve geraten. Dabei geht es ja vor allem darum, bei seinem Patienten eine PAVK auszuschließen, erläuterte Prof. Spraul. Therapeutisch wird bei vorhandener Vene ein Bypass der perkutanen transluminalen Angioplastie vorgezogen. 

Zur Entlastung bei Fußulkus sind laut Leitlinie der Unterschenkel-Steifverband (Total Contact Cast, TCC) oder ein nicht abnehmbarer Walker Methoden der ersten Wahl. An zweiter und dritter Stelle steht der Therapieschuh mit Bettung bzw. das Filzpolster. Die Tenotomie bei Krallenzehenulkus funktioniert laut Leitlinie gut. Für Operationen wie Achillessehnenverlängerung, Mittelfußknochen-Osteotomien oder Arthroplastien liegt mäßige Evidenz vor, fasste Prof. Spraul zusammen. 

Beim Charcot-Fuß wird zur Immobilisation zum TCC geraten, als zweite und dritte Wahl kann man zu einer nicht abnehmbaren kniehohen Orthese bzw. einer Zwei-Schalen-Orthese greifen. Insgesamt habe sich die Evidenz für die Empfehlungen gebessert, schloss der Referent. Alles in allem sei sie aber immer noch eher schlecht.

Quelle: 19. Diabetologie-Update-Seminar