Prostatakrebs Urintest erkennt spezifisch aggressive Prostatakarzinome
Die Krux mit dem Prostatakarzinom ist bekanntermaßen, Überdiagnosen zu vermeiden und nur hochgradige Tumoren zu selektieren. Zurzeit anwendbare Biomarker werden jedoch von allen Tumorstadien exprimiert und sind damit nicht selektiv. Forschende um Prof. Dr. Jeffrey J. Tosoian, Vanderbilt University Medical Center, Nashville, haben den ungedeckten Bedarf erkannt und einen Urintest entwickelt, der diesem Ziel ein gutes Stück näher kommt.
Dafür nutzten sie ihren vor etwa zehn Jahren an der University of Michigan, Ann Arbor, entwickelten Test MPS (My Prostate Score). Dieser prüft auf PSA, die Genfusion TMPRSS2:ERG und das Gen PCA3. Aus über 58.000 Genen extrahierten die Forschenden nun 54 Kandidaten, die sie an einer Entwicklungskohorte von 761 Männern prüften. Dadurch konnten sie die Zahl der Biomarker auf 18 reduzieren, die bei aggressiven PCa überexprimiert werden. Anschließend validierten sie den neuen MPS2 mit Prä-Biopsie-Urin von 743 Männern (davon 151 mit hochgradigem PCa) und verglichen ihn direkt mit den in Leitlinien empfohlenen Biomarkertests. Das mediane Alter der Teilnehmenden war 63 Jahre und der mediane PSA betrug 5,6 ng/ml.
Eine Konkurrenz zu herkömmlichen Diagnostika?
Es zeigte sich, dass der 18-valente Urintest mit deutlich größerer Genauigkeit hochgradige Tumoren anzeigen konnte im Vergleich zu den bereits existierenden Diagnostika. In der Validierung hätte er unnötige Erstbiopsien bei 35–42 % der Patienten vermeiden können, die etablierten Biomarkertests schafften dies dagegen nur bei 15–30 % der Erkrankten.
Eine Zweitbiopsie hätte MPS2 in rund der Hälfte der Menschen mit weiterhin erhöhten PSA-Werten korrekt vermieden (46–51 %). Die Alternativen schafften dies in 9–21 % der Fälle. Der 18-valente Test wies zudem eine hohe Sensitivität von 94,4 % für hochgradige PCa auf, und der negative prädiktive Wert lag bei 99 % für Tumore ab Grad 3. Einfach und nichtinvasiv ermittelte molekulare Tumordaten könnten es Spezialisten einfacher machen, frühe und patientenindividuelle Therapieentscheidungen zu treffen.
Quelle:
Tosoian JJ et al. JAMA Onc 2024; DOI: 10.1001/jamaoncol.2024.0455