Musizieren ist ein ungefährliches Hobby? Von wegen! Um z.B. Blasinstrumente zu spielen, braucht es einen hohen Anblasdruck. Zu viel des Guten kann dann schon mal ins Auge gehen, wie eine 23-Jährige erfahren musste. Sie stellte sich mit einer akuten Sehverschlechterung am linken Auge in der Notaufnahme der Augenklinik des Klinikums Lüdenscheid vor. Während die Sehschärfe am rechten Auge bei 1,0 lag, betrug sie links mit bes­ter Korrektur nur 1/15. Vorerkrankungen waren nicht bekannt.

Die Funduskopie zeigte eine subhyaloidale Blutung im Bereich der Makula, woraufhin die Ärzte die Diagnose einer Valsalvaretinopathie stellten. Nach erfolgreicher Vitrektomie erreichte die Patientin innerhalb weniger Tage wieder eine Sehschärfe von 1,0. Gegen den Einsatz des Nd:YAG-Laser sprachen zu befürchtende Netzhautschäden.

Eine Valsalvaretinopathie ist zwar sehr selten. Dennoch sollte man sie im Fall einer akuten Makulablutung bei gesunden jungen Patienten im Hinterkopf haben, schreibt Dr. Susanne­ Kaskel­-Paul­. Ursächlich bei der Hobbymusikerin war ihr intensives Oboespielen wenige Tage zuvor. Differenzialdiagnostisch kommen z.B. Gefäßerkrankungen der Netzhaut oder Traumata infrage.

Typisch für die Valsalvaretinopathie ist eine plötzliche, schmerzlose Sehverschlechterung mit Zentralskotom, häufig infolge eines stumpfen Thoraxtraumas oder eines Valsalvadrucks beim Niesen oder Erbrechen. Die abrupte Erhöhung des intrathorakalen Drucks wird über eine Druckwelle in die okulären Venen weitergeleitet, was zu einer spontanen Ruptur der oberflächlichen retinalen Kapillaren am hinteren Augenpol führen kann. In der Regel liegt die Blutung zwischen Retina und Glaskörpergrenzmembran, ist scharf begrenzt und komplett reversibel.

Quelle: Kaskel-Paul S. Z prakt Augenheilkd 2020; 41: 75-77