Nach dem Schlaganfall Vor allem die Verarbeitungsgeschwindigkeit und Exekutivfunktionen nehmen rasch ab
Aktuellen Studien zufolge leiden Schlaganfallbetroffene nach dem Ereignis häufig an kognitiven Beeinträchtigungen. Bei mehr als einem Drittel derer, die einen Schlaganfall überlebt haben, liegen Defizite der Denkleistungen vor. Wie sich der ischämische Hirninfarkt genau auf die kognitiven Fähigkeiten einer Person auswirkt, ist jedoch noch unklar.
Ein Team um Jessica Lo von der School of Clinical Medicine der University of New South Wales in Sydney hat dies nun genauer analysiert. Für ihre Studie poolten die Forschenden die Daten von Teilnehmenden an 14 verschiedenen Bevölkerungskohorten aus den Jahren 1993 bis 2019. Anhand von daraus erstellten Modellen verglichen sie die Entwicklungen der Denkleistungen nach einem Schlaganfall mit dem kognitiven Verlauf von Personen, die noch keinen erlitten hatten.
Vier kognitive Bereiche auf dem Prüfstand
Primär untersuchte das Team die globale Kognition, definiert als der standardisierte Durchschnitt von vier kognitiven Bereichen (Sprache, Gedächtnis, Verarbeitungsgeschwindigkeit und exekutive Funktion). Die Analysen umfassten knapp 21.000 Teilnehmende (Durchschnittsalter 72,9 Jahre, 58,8 % weiblich), die durchschnittliche Follow-up-Zeit lag bei 7,5 Jahren.
Ein Schlaganfall wirkte sich akut und langfristig auf die Kognition aus: Akut verschlechterte sich im Vergleich zu den Personen ohne Insult die globale Kognition um 0,25 Standardabweichungen (SD) und die Werte in der Mini-Mental State Examination sowie allen kognitiven Bereichen um 0,17 bis 0,22 SD. Darüber hinaus errechnete das Team eine beschleunigte Abnahme der globalen Kognition um 0,038 SD pro Jahr und aller Bereiche außer dem Gedächtnis zwischen 0,020 und 0,055 SD pro Jahr. Während das Gedächtnis von allen kognitiven Bereichen jährlich am langsamsten abnahm (-0,047 SD), verschlechterten sich die Verarbeitungsgeschwindigkeit und die exekutiven Funktionen pro Jahr am schnellsten (-0,055 SD bzw. -0,030 SD). Bei den Personen ohne vorherigen Schlaganfall fiel die globale Kognition jährlich im Mittel um 0,049 SD ab.
In einem begleitenden Editorial weisen Yasmin Sadigh und Dr. Victor Volovici, beide vom Erasmus MC University Medical Center nin Rotterdam, darauf hin, dass die Angaben zum Schlaganfallereignis in zwölf der 14 Studien patientenberichtet und die Follow-up-Zeiten mit drei bis 17 Jahren sehr heterogen waren. Sie betonen auch, dass die gepoolte Auswertung nicht berücksichtige, dass die Teilnehmenden während des Follow-ups neurodegenerative Erkrankungen entwickelt haben könnten, die zu einem weiteren kognitiven Abbau geführt haben könnten.
Quelle:
1. Lo JW et al. JAMA Netw Open 2024; 7: e2437133; doi: 10.1001/jamanetworkopen.2024.37133
2. Sadigh Y, Volovici V. JAMA Netw Open 2024; 7: e2437145; doi: 10.1001/jamanetworkopen.2024.37145