Vorzeitiger Tod Vorsicht, Hypochonder!

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Hypochonder sterben im Schnitt früher als seelisch Gesunde. (Agenturfoto) Hypochonder sterben im Schnitt früher als seelisch Gesunde. (Agenturfoto) © ajr_images – stock.adobe.com

Man sollte glauben, dass Hypochonder, die ständig zum Arzt rennen, besonders gut versorgt sind. Doch offenbar ist das Gegenteil der Fall: Patienten mit der psychischen Störung sterben eher als seelische Gesunde.

Die Hypochonder unter den Patienten sollte man besonders im Auge behalten. Denn sie sterben früher als andere und die meisten dieser Todesfälle lassen sich durchaus verhindern, wie Wissenschaftler in einer bevölkerungsbasierten Kohortenstudie ermittelten. Verglichen wurden zwei Gruppen: 4.129 Patienten mit der Störung und 41.290 passende Kontrollpersonen ohne diese Erkrankung. Alle Studienteilnehmer hatten in den Jahren 1997 bis 2020 in Schweden gelebt.

Daten zur Mortalität lieferte das nationale Todesursachenregister des Landes. Das mittlere Alter der Untersuchten lag zu Studienbeginn bei 35 Jahren. Mit einem Anteil von 57 % waren die Frauen in der Überzahl. Während des Be­obachtungszeitraums starben 268 Teilnehmer mit Hypochondrie und 1.761 ohne die Störung, schreiben Dr. David­ Mataix-­Cols vom Karolinska-­Institut in Stockholm und Kollegen. Das entsprach Sterberaten von 8,5 bzw. 5,5 Fällen pro 1.000 Personenjahre, wobei die deutlich erhöhte Gesamtmortalität auch nach der Adjus­tierung auf soziodemografische Faktoren erhalten blieb (Hazard Ratio, HR, 1,69). Vermehrt beobachtet wurden unnatürliche Ursachen (HR 2,43), vor allem Suizide (HR 4,14). 

Werden zu oft körperliche Symptome übersehen?

Vermutlich sind einige der Hypochonder so verzweifelt, dass sie sich das Leben nehmen. Diese Menschen sterben aber auch öfter eines natürlichen Todes, etwa wegen einer Kreislauf- oder Atemwegs­erkrankung, berichten die Wissenschaftler. Ein möglicher Grund hierfür könnte sein, dass das seelische Leiden oft übersehen und körperliche Symptome nicht ernst genommen werden.

Quelle: Mataix-Cols D et al. JAMA Psychiatry 2023; DOI: 10.1001/jamapsychiatrie.2023.4744