Wenn Gaming krank macht VR-Computerspiele machten Elfjährigen „cybersick“

Autor: Dr. Anna Millenaar

Beim Eintauchen in virtuelle Welten via VR-Headset kann es zu Symptomen kommen, die der Seekrankheit ähneln. Beim Eintauchen in virtuelle Welten via VR-Headset kann es zu Symptomen kommen, die der Seekrankheit ähneln. © I – stock.adobe.com

Virtual-Reality-Computerspiele können sich negativ auf das Befinden von Kindern und Jugendlichen auswirken. 

Das wird anhand einer Fallbeschreibung aus einer pädiatrischen Praxis deutlich. Darin berichtet Dr. Jürgen Hower aus Mülheim a. d. Ruhr über einen Elfjährigen, der sich wegen Schwindelgefühlen bei ihm vorgestellt hatte.
Abgesehen von einer Zöliakie hatte der Junge keine relevanten Vorerkrankungen. Die Entwicklung war altersgerecht, mit den Anforderungen in der Schule kam er gut zurecht. Eine Ursache für die Beschwerden ließ sich auch in der körperlichen Untersuchung inklusive neurologischer und ophthalmologischer Diagnostik nicht finden, so Dr. Hower. Weder lag ein vestibulärer Drehschwindel vor noch ein orthostatischer Schwankschwindel. Auch laborchemisch gab es keine richtungsweisenden Befunde. Benannt hatte der Englisch sprechende Junge seine Beschwerden als Dizziness. Dieser Begriff findet sich mittlerweile auch im Deutschen wieder, wo er einen unsystematischen Schwindel beschreibt.

Anamnestisch fiel auf, dass der Junge mit zwei Stunden täglich verhältnismäßig viel Zeit mit Virtual-Reality-Computerspielen verbrachte. Da sich andere Ursachen für den Schwindel ausschließen ließen, vermutete Dr. Hower als Auslöser des Schwindels letztlich die sogenannte Cybersickness bei seinem Patienten.

In den wenigen Studien, die der Pädiater zum Thema finden konnte, wurde die Cybersickness „als negative Nutzererfahrung von Augmented Reality“ beschrieben. Den unangenehmen Empfindungen von Schwindel, Benommenheit, Schwäche oder Unsicherheit, die dieses Krankheitsbild ausmachen, liegt den Publikationen zufolge ein Mismatch von optischen und vestibulären Reizen zugrunde, erläutert der Autor. In der Folge komme es zu einer Art Bewegungs- oder Simulationskrankheit.

Insbesondere beim Gebrauch der sogenannten Head Mounted Displays, kurz HMD, kommt es zu der Störung. HMD sind auf dem Kopf zu tragende Ausgabegeräte, die Bilder auf einen augennahen Bildschirm oder direkt auf die Netzhaut projizieren. Auf Anraten von Dr. Hower ließ sein elfjähriger Patient das Videospielen mit der Virtual-Reality-Brille sein – woraufhin das Schwindelgefühl verschwand.

Quelle: Hower J. Kinder- und Jugendarzt 2024; 55: 826-827