Kurze Verhaltenstherapie hilft gegen die Gaming-Sucht
Im Jahr 2013 wurde das Krankheitsbild „Internet Gaming Disorder“ in den psychiatrischen DSM-5-Katalog aufgenommen, vergleichbar der herkömmlichen Spielsucht. Etwas mehr umfasst der Begriff der „Internetabhängigkeit“ mit den Bereichen Social Media, Surfen, Shoppen oder Pornographie. Zu den möglichen Folgen gehören psychosoziale Probleme, Abbau der körperlichen Fitness und ein Verlust an Lebensqualität.
Zur Behandlung kommt in der Regel die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) zum Einsatz. Doch die entspechenden Studien weisen viele methodische Mängel auf. Diplompsychologe Dr. Klaus Wölfling von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz und seine Kollgen konzipierten daher eine randomisierte Multizenterstudie, um die Wirksamkeit der KVT wissenschaftlich zu untermauern.
Laut eigenen Angaben erreichten 70 % eine Remission
143 Männer – sie überwiegen bei dieser Sucht – im Durchschnittsalter von 26 Jahren nahmen teil. 72 der Probanden erhielten 15 Wochen ein Programm bestehend aus 15 Gruppensitzungen und (maximal) acht Einzelbehandlungen. 71 kamen auf die Warteliste. Anschließend waren laut Selbsteinschätzung auf einem Fragebogen 50 der Therapierten (69,4 %) in Remission, denselben Verlauf erlebten nur 17 (23,9 %) der Unbehandelten. Auch die Zahl der Tage, die im Netz verbracht wurden, reduzierte sich mit Programm stärker als ohne. In Hinblick auf die psychosoziale Funktionalität und auf depressive Symptome imponierten die Effektstärken nicht ganz so sehr, Werte von 0,64 bzw. 0,67 sprachen jedoch auch hier für eine deutliche Wirkung.
Allerdings wurden in der Behandlungsgruppe einige Männer depressiv, wenige benötigten dann eine stationäre Psychotherapie. Dies entspreche den eigenen klinischen Erfahrungen, schreiben die Autoren. Demnach ist die Abnahme des Suchtverhaltens oft mit einer Destabilisierung der emotionalen Selbstregulierung verbunden.
Quelle: Wölfling K et al. JAMA Psychiatry 2019; 76: 1018-1025; doi:10.1001/jamapsychiatry.2019.1676