Spielsucht

Definition

Pathologisches Spielen oder „Spielsucht“ ist durch die Unfähigkeit charakterisiert, dem Impuls zum Glücksspiel zu widerstehen, obwohl schwerwiegende persönliche, familiäre oder berufliche Konsequenzen drohen oder bereits eingetreten sind.

Männer sind deutlich häufiger betroffen als Frauen .

Die folgenden Störungen werden in der Vorgeschichte von Patienten mit pathologischem Glücksspiel häufiger gefunden:

  • Hyperkinetisches Syndrom im Kleinkind- oder frühen Schulalter
  • Tourette-Syndrom
  • Störung des Sozialverhaltens
  • Drogen- und Alkoholmissbrauch bzw. -abhängigkeit (häufig)
  • Affektive und Angststörungen

Die Störung tritt manchmal in Zusammenhang mit dem Tod einer wichtigen Bezugsperson, einer körperlichen Erkrankung, schulischen oder beruflichen Misserfolgen und Schwierigkeiten im sozialen Umfeld auf.

Die psychische Komorbidität ist hoch, man findet unter anderem:

  • Vor allem Alkohol- oder Drogenmissbrauch bzw. -abhängigkeit
  • Hyperkinetisches Syndrom mit und ohne Störung des Sozialverhaltens
  • Affektive Erkrankungen (pathologisches Spielen findet sich häufiger bei Patienten mit depressiver oder bipolarer Erkrankung)
  • Angststörungen
  • Persönlichkeitsstörungen
  • Negative Stressbewältigung
  • Suizidalität
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Symptomatik

Leitsymptome sind:

  • Häufiges und wiederholtes Spielen
  • Ständige gedankliche Beschäftigung mit dem Glücksspiel (z.B. Spieltechniken, Möglichkeiten der Geldbeschaffung für neue Glücksspiele)
  • Wiederholte erfolglose Versuche, dem Spieldrang zu widerstehen
  • Fortgesetztes Spiel trotz schwerwiegender Konsequenzen wie Verarmung, Zerrüttung der persönlichen Beziehungen
  • Das Spiel dient als Möglichkeit, Problemen oder einer depressiven Stimmung auszuweichen
  • Das Spielverhalten wird oft gegenüber Familienangehörigen, dem Therapeuten oder anderen verheimlicht
  • Kriminelle Handlungen wie Diebstahl zur Finanzierung des Spielens
  • Spielen mit steigenden Geldmengen, um die erwünschte Spannung zu erzielen
  • Unruhe oder erhöhte Irritierbarkeit bei dem Versuch, auf Spielen zu verzichten
  • Vertrauen auf andere zur Begleichung der Schulden
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Untersuchung

Der körperliche Untersuchungsbefund ist in der Regel unauffällig.

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Labor

Die Diagnose ergibt sich aus der Anamnese, bei der die in den Leitsymptomen genannten Verhaltensmuster (insbesondere der Kontrollverlust) abgefragt werden.

Weitere Untersuchungen

  • Familienanamnese
  • Drogen- oder Alkoholabhängigkeit (auch in der Familie)
  • Häufung von pathologischen Spielern in der Familie
  • Geringe familiäre und/oder außerfamiliäre Unterstützung
  • Feststellung von Entwicklungsstörungen (bei Kindern und Jugendlichen)
  • Feststellung kognitiver Probleme
  • Eruierung körperlicher und psychiatrischer Erkrankungen
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Differenzialdiagnostik

Wichtige Differenzialdiagnosen sind:

  • Soziales Spielen (im Freundeskreis mit vorher vereinbarten und begrenzten Verlusten)
  • Professionelles Spielen (mit absehbaren Risiken)
  • Spielen im Rahmen von bipolaren Erkrankungen (Manie)
  • Störungen des Sozialverhaltens und antisoziale Persönlichkeitsstörung
  • Spielen im Rahmen einer Borderline-Persönlichkeitsstörung
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Pharmakotherapie und nichtinvasive Therapie

Über die Wirksamkeit bestimmter Behandlungsmethoden bei Spielsucht liegen wenige empirische Befunde vor.

Randomisierte placebokontrollierte Studien bei Erwachsenen haben keine eindeutige Überlegenheit von selektiven SSRI (Fluvoxamin, Sertralin, Paroxetin) gegenüber Placebo gezeigt – bei einem ausgeprägten Placeboeffekt von 50-70%. Insgesamt kann zur Zeit keine Empfehlung zur medikamentösen Behandlung des pathologischen Glückspiels gegeben werden.

Es gibt nur ganz wenige kontrollierte Studien, die auf eine Wirksamkeit von Verhaltenstherapie oder kognitiv-behavioraler Therapie hinweisen. Die Studien zeichnen sich durch kleine Fallzahlen und unzureichendes Design aus.

Somit bleiben nur allgemeine Behandlungsprinzipien, die bei den meisten Impulskontrollstörungen gelten. Dazu gehören:

  • Aufklärung, Zielanalyse, Motivationsklärung
  • Anleitung zur Selbstbeobachtung, Protokollierung von auslösenden Situationen, begleitenden Emotionen und Kognitionen
  • Klärung und Bearbeitung der Hintergrundproblematik
  • Verhaltenstherapeutische Techniken
  • Training zur Verbesserung der Stressbewältigung, des Problemlöseverhaltens und der sozialen Kompetenz
  • Systematische Desensibilisierung, bei der die Entspannung mit dem Gedanken an Spielverzicht gekoppelt wird
  • Kognitive Umstrukturierung In-sensu- und In-vivo-Exposition (sukzessiver Ersatz anfänglich externer Kontrolle durch Selbstkontrolle)
  • Anschluss an eine Selbsthilfegruppe
  • Bei Kindern und Jugendlichen Beratung der Eltern und/oder stützend-strukturierende Familientherapie.

Bei Auftreten von pathologischem Spielen in der Adoleszenz und Aufrechterhaltung der Symptomatik durch ein pathologisches Milieu kann eine stationäre Behandlungsmaßnahme in einer spezifischen Jugendhilfeeinrichtung sinnvoll sein.

Eine Strukturierung des Alltags verbunden mit dem Wiedereinstieg in Schul- oder Berufsausbildung hat sich bei jugendlichen Patienten mit pathologischem Glücksspiel als hilfreich erwiesen.

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Prävention

Präventiv könnte ein erschwerter Zugang zu Glücksspielautomaten und eine vermehrte Aufklärungen über die Gefahren der Sucht wirken.

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Leitlinien

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Forschung
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