Rheumatoide Arthritis Wann ist ein Schub ein Schub?
Die moderne zielgerichtete Therapie ermöglicht es vielen Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA), in Remission zu kommen oder zumindest eine niedrige Krankheitsaktivität zu erreichen. In solchen Fällen wird häufig erwogen, die antirheumatische Medikation zu tapern oder auch ganz abzusetzen. Da man damit ein Wiederaufflackern der Erkrankung riskiert, wurde das Verhindern neuer Schübe als weiteres Ziel in das Management der RA aufgenommen, schreiben Dr. Victoria Konzett von der Abteilung für Rheumatologie, Universitätsklinik für Innere Medizin III der Universität Wien und Kollegen.
Schübe werden bisher heterogen definiert
Ob ein Schub vorliegt oder nicht, ist allerdings nicht so leicht einzuschätzen. Verschiedene Scores und Indizes erlauben zwar, das Therapieansprechen bzw. das Erreichen der Therapieziele zu messen. In puncto Beurteilung von Schüben gibt es solche Scores bisher aber nicht. Das führt dazu, dass eine Verschlechterung der Krankheitsaktivität sowohl in Studien als auch in der täglichen Praxis überaus heterogen erfasst und beurteilt wird. Für ein erfolgreiches RA-Management anhand der neuen Therapiekonzepte ist jedoch die klare Identifikation eines RA-Schubs zwingend erforderlich, betonen Dr. Konzett und ihre Kollegen.
Sie haben sich des Problems angenommen und versucht, anhand des Simplified Disease Activity Index (SDAI) und des Clinical Disease Activity Index (CDAI) eine standardisierte Schubdefinition zu entwickeln. Die Datenbasis lieferten zwei große Real-World-Kohorten (NOR-DMARD* und Vienna RA-Kohorte). Anhand der Behandlungsverläufe von 4.256 Patienten aus NOR-DMARD ermittelten die Wissenschaftler Schubdefinitionen für SDAI und CDAI. 80 % der norwegischen Patienten dienten dabei als Trainingskohorte, 20 % als Testkohorte für die interne Validierung. Die ermittelten Schubdefinitionen wurden dann extern anhand der unabhängigen Wiener Kohorte (n = 2.557) validiert und hinsichtlich ihrer Gültigkeit getestet.
SDAI und CDAI sind austauschbar
Nach den Berechnungen der Kollegen liegt ein Schub vor, wenn der SDAI absolut um 4,7 bzw. der CDAI um 4,5 Punkte ansteigen. Die Differenz von 0,2 spiegelt die Berücksichtigung des CRP im SDAI wider, erklären die Autoren. Die hohe Übereinstimmung bei der Schubdefinition machen SDAI und CDAI austauschbar. Das ist den Autoren zufolge von praktischer Relevanz: Da der CDAI unabhängig vom CRP bestimmt wird, kann er zur Schubidentifizierung in der täglichen Praxis und in Studien verwendet werden – selbst dann, wenn der Patient z.B. Interleukin-6-Hemmer einnimmt.
Quelle: Konzett V et al. Ann Rheum Dis 2023 ;0: 1–8. DOI: 10.1136/ard-2023-224742