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Ernährung beim Prostatakarzinom Watch & Wait mit Supplementen unterstützen?

Es wird eine Darm-Prostata-Achse angenommen, erläuterte Prof. Dr. Robert Thomas von den Cambridge University Hospitals:1 Das Mikrobiom beeinflusst, wie pflanzliche Bestandteile in biologisch aktive Einheiten abgebaut werden und wie die Absorption von Vitamin D erfolgt. Es wirkt aber auch direkt auf die Androgensynthese. Außerdem gibt es eine Assoziation von Darmmikrobiom und Inflammation. Die Entzündungsreaktion kann über entsprechende Zytokine und oxidativen Stress sowie über eine verschlechterte Immunkontrolle das Wachstum eines Prostatakarzinoms ungünstig beeinflussen.
Weil diätetische Interventionen anhand von Fragebogen nur schlecht zu kontrollieren sind, kreierten Prof. Thomas und sein Team ein Supplement aus Bestandteilen von Brokkoli, Kurkuma, Granatapfel, grünem Tee, Ingwer und Cranberry in Form einer Kapsel. Dieses prüften sie in Kombination mit Placebo oder einem Probiotikum. Letzteres bestand aus fünf verschiedenen nicht-histaminfreisetzenden Laktobazillus-Stämmen, Inulin und Vitamin D in einer Kapsel mit verzögerter Freisetzung. Es hatte bereits zuvor eine antiinflammatorische Wirksamkeit gezeigt. Die Forschenden zielten darauf ab, das Mikrobiom von einer eher proinflammatorischen in eine antiinflammatorische Zusammensetzung zu bringen.
Wie Prof. Thomas berichtete, wurden 212 Personen mit frühem Prostatakarzinom und in den letzten vier Monaten ansteigendem PSA im Monitoring (Verdoppelungszeit 19 Monate) randomisiert. Mit den pflanzlichen Kapseln plus Placebo verlangsamte sich die PSA-Verdopplungszeit auf 62 Monate. Wurde zusätzlich das Probiotika-Präparat hinzugefügt, nahm der PSA-Wert sogar um 8 % gegenüber dem Basiswert ab.
Der Referent findet, man solle Prostatakrebs-Erkrankten unter Watch & Wait zu einer pflanzenreichen Ernährung raten, um den PSA-Anstieg zu verzögern und Harnwegssymptome zu verringern. Erstmals konnte zudem diese randomisiert-kontrollierte Studie zeigen, dass ein Laktobazillen-Supplement den PSA-Progress noch weiter vermindern kann.
Phyto-Supplement mit weiteren positiven Effekten
Überraschenderweise seien auch Harnwegssymptome und – in geringerem Maße – die erektile Funktion signifikant verbessert worden, berichtete Prof. Thomas. In der Magnetresonanztomografie blieb die Erkrankung mehrheitlich stabil. Es gab neun Progresse, die auch im PSA-Anstieg erkennbar waren. „Das ist sehr wichtig: Die Supplemente hatten keinen maskierenden Effekt.“
In einer weiteren randomisierten Phase-2-Studie (CAPFISH-3) prüften Forschende den Effekt von Fischölkapseln bei Personen mit Prostatakarzinom, die neu in aktiver Überwachung waren.2 Wie Prof. Dr. William J. Aronson vom West Los Angeles Veterans Affairs Medical Center berichtete, wurden alle Teilnehmenden instruiert, sich um 30 % fettärmer als bisher zu ernähren und häufiger Nahrungsmittel mit Omega-3-Fettsäuren (Lachs, Thunfisch) zu essen. Randomisiert erhielten 50 von ihnen zusätzlich Fischölkapseln (2,2 g Eicosapentaensäure [EPA] und Docosahexaensäure [DHA] pro Tag), die anderen 50 sollten die Supplemente nicht nehmen. Primärer Endpunkt war die Veränderung des Ki-67-Index.
Dieser Proliferationsmarker stieg in der Kontrolle innerhalb eines Jahres um 24 % und fiel in der Gruppe mit Fischölkapseln um 15 %. Parallel sanken im Interventionsarm die Spiegel von Triglyzeriden und makrophagenstimulierendem Faktor. Änderungen in Tumorgröße und -grad, PSA oder dem Decipher-Score gab es nicht.
Ki-67 als etablierter Biomarker für Progress, Metastasierung und Tod konnte in der Studie signifikant gesenkt werden, resümierte der Referent. Das rechtfertige, den Effekt von Fischölkapseln zusätzlich zu einer fettarmen, Omega-3-reichen Ernährung über längere Zeit zu untersuchen und in Phase-3-Studien zu überprüfen.
Quellen:
1. Thomas R et al. ASCO Genitourinary Cancers Symposium 2025; Abstract 311
2. Aronson W et al. ASCO Genitourinary Cancers Symposium 2025; Abstract 312