Supplemente könnten Wirkung von Chemotherapie reduzieren
Eine aktuelle Publikation berichtet über mögliche Interaktionen von Supplementen und Kräutern mit ärztlich verordneten Chemotherapien in beträchtlichem Ausmaß. Für die Studie hat die Arbeitsgruppe um Professor Dr. Richard Lee, UH Seidman Cancer Center, Cleveland, insgesamt 67 Patienten im Alter zwischen 39 und 77 Jahren befragt. Die Teilnehmer hatten sich wegen eines Mammakarzinoms (87 %) oder eines Prostatakarzinoms einer Chemotherapie unterzogen. Etwa jeder Vierte nahm im Zuge seiner Behandlung bereits an einer Studie teil.
In Telefoninterviews gaben die Patienten alle Präparate an, die sie im Vorfeld, während und nach der Chemotherapie angewendet hatten. Ausdrücklich wurde dabei auch nach OTC-Produkten, Supplementen und Kräutern gefragt, die sich die Erkrankten in Eigenregie beschafft hatten.
Theoretisch senken Vitamin C und E die Wirkung um 40 %
Basierend auf den erhobenen Daten und den Patientenakten führten die Autoren anschließend zu potenziellen Interaktionen eine explorative Analyse mittels verschiedener Software-Programme und Datenbanken durch. Insgesamt ergab die Recherche 1747 Treffer für potenzielle Interaktionen. 70 % der Wechselwirkungen betrafen ärztlich verordnete Medikamente und 56 % Kräuter und Supplemente. Unter letzterer Rubrik subsumierten die Autoren unterschiedliche, nicht behördlich regulierte Präparate.
84 % der Befragten hatten Präparate aus dieser Rubrik eingenommen. Betroffene hatten den Forschern zufolge ein erhöhtes Risiko für potenziell gravierende Interaktionen mit 92 % im Vergleich zu 70 %.
Mögliche Interaktionen von Präparaten aus der Rubrik „Kräuter/Supplemente“ mit der Chemotherapie betrafen vor allem Vitaminpräparate. Theoretisch würden Vitamin C und E die Wirkung der Chemotherapie um 40 % reduzieren. Vitamin A könnte zudem hepatotoxisch wirken Auch Glucosamin und Magnesium nannten die Autoren als potenzielle Kandidaten für Wechselwirkungen. Interaktionen könnten auch nach der Chemotherapie noch ausgelöst werden. Der Umfrage zufolge nutzen Patienten häufiger zusätzliche Präparate, wenn die Chemotherapie vorbei war. So stieg die Einnahme von 51 % auf 66 % an.
Mehr als jeder Zweite war im Vorfeld von seinem behandelnden Arzt auf das Thema angesprochen worden, nur jeder Dritte sprach von sich aus den Mediziner an.
Unklar, ob Interaktionen tatsächlich auftraten
79 % der Befragten hatten keine Ahnung, dass die Anwendung von Kräutern und Supplementen mit dem Risiko von Interaktionen und Nebenwirkungen verbunden ist. Die Forscher nennen als Limitation ihrer Studie die geringe Teilnehmerzahl und dass sie nur zwei Krebsentitäten inkludiert hatten. Unklar sei zudem, ob es tatsächlich zu Ereignissen gekommen sei.
Quelle: Lee RT et al. Cancer 2021; DOI: 10.1002/cncr.33324