Psoriasis Welche Vorteile hat der Einsatz von Biosimilars?
Das Management der Psoriasis habe sich in den letzten 20 Jahren substanziell verändert, erklärte Prof. Dr. Diamant Thaçi vom Institut und Exzellenzzentrum für Entzündungsmedizin der Universität Lübeck. Primär durch die Entwicklung verschiedener Biologika, von den ersten TNF-Inhibitoren bis zu den neuen Biologika wie den IL-23- oder IL-17-Hemmern. Und darin liege auch ein gewisses Problem, erklärte der Experte, der in der Diskussion den Pro-Biologika-Teil übernahm. Mit dem Biosimilar beschränkt man sich allerdings auf die aktuell als Biosimilar verfügbaren Zielstrukturen.
„Ich will aber nicht immer TNF-Inhibitoren benutzen“, kommentierte der Experte seine Position. Natürlich haben TNF-Inhibitoren ihren Platz, z.B. bei Psoriasisarthitis. Aber nicht jeder Patient ist einfach zu managen. Durch Biologika habe man die Möglichkeit, seinen Patienten effektivere und schneller wirkende Therapien anzubieten. Die Frage stelle sich daher nicht, ob man einen Biooriginator oder ein Biosimilar wähle, sondern ob man nicht die neuen modernen Wirkstoffe mit ihren Vorteilen nutzen möchte, statt nur auf den Preis zu achten.
Biosimilars machen Therapie der Masse zugänglich
In einem Punkt widersprach Prof. Dr. Richard Warren, Universität Manchester, der die Verteidigung der Biosimilars übernahm, seinem Kollegen. Die Kosten seien das schlagende Argument bei Biosimilars. „Egal von welchem Standpunkt aus man es betrachtet: Biosimilars sind (im Vergleich zu den modernen Wirkstoffen) um ein Vielfaches billiger.“ In Großbritannien unterschieden sie sich etwa um den Faktor 10. Selbst wenn die Hersteller nach Markteinführung des Biosimilars den Preis des Originators senken.
Durch Biosimilars werden solche Therapien somit in der Masse auch wesentlich mehr Patienten zugänglich. Wenn man zudem einen großen Teil seiner Patienten mit den „billigeren“ Biosimilars behandelt, hat man eine bessere Verhandlungsposition, um Biologikatherapien von einzelnen Patienten, bei denen es wirklich auf die Vorteile der modernen Wirkstoffe ankommt, gegenüber lokalen Regelungen durchzusetzen.
„Es sei denn, es gibt gute Gründe, die dagegen sprechen“
Wenn es effektivere Therapien für den individuellen Patienten geben könnte, aber man einen verlässlichen Wirkstoff wie Adalimumab habe, der bei ca. 70 % der Patienten einen guten Effekt zeigt, habe er persönlich kein Problem damit, den Biosimilar-Weg einzuschlagen, betonte Prof. Warren. „Es sei denn, es gibt einen eindeutigen Grund dafür, ein anderes Medikament zu wählen“, fügte er hinzu.
Natürlich dürfe man Biosimilars als Option, um die Kosten zu senken, generell nicht ignorieren, gab auch Prof. Thaçi zu. Gleichzeitig würden aber viele Patienten, die auf den Originator gut angesprochen haben, einem Wechsel kritisch gegenüberstehen. Das sei zwar ein rein subjektives Phänomen, aber oft werde es nicht richtig kommuniziert, weder von Ärzten noch von Patienten, betonte er. Daraus resultiert oft ein Noceboeffekt: Patienten nehmen die Injektion z.B als schmerzhafter wahr, kommen mit dem neuen Produkt nicht zurecht, bemerkten verstärkt Nebeneffekte oder eine Verschlechterung der Krankheitsaktivität.
Eine bessere Patientenkommunikation verbessert auch die Akzeptanz des Wechsels auf ein Biosimilar
Wenn die Kommunikation schlecht sei, mache sie das auch zu einem idealen Ansatzpunkt, um die Akzeptanz von Biosimilars zu verbessern, konterte Prof. Warren. Es gebe genug robuste Studien, die belegen, dass Biosimilars den Biologika in ihrer Wirksamkeit in nichts nachstehen. Auch die Nebeneffekte werden in den Studien verglichen und variieren zwischen den Gruppen nicht signifikant. Man könne diesen Sorgen der Patienten daher mit einer sehr guten Evidenz entgegentreten.
In keiner Leitlinie werde man die Empfehlung für ein Biosimilar finden, ohne dass robuste Daten diese Empfehlung untermauern, betonte Prof. Warren. „Solange mit dem Patienten die Situation richtig diskutiert wurde. Solange wir nicht mehrmals wechseln – von Biosimilar A zu B zu C –, unterstützen z.B. die BAD*-Leitlinien ihren Einsatz.“
Kongressbericht: 31st EADV Congress
* British Association of Dermatologists