Vogelgezwitscher Weniger Ängste, weniger paranoide Gefühle
Mehr als 75 % aller Europäer leben in Städten, Tendenz steigend. Damit wird die Frage immer dringlicher, welchen Einfluss die urbane Geräuschkulisse auf die menschliche Psyche hat, schreiben Forscher des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin. Sie untersuchten im Detail, wie sich Vogelgezwitscher im Vergleich zu Straßenlärm auf Stimmung, kognitive Leistungsfähigkeit und paranoide Erfahrungen auswirken kann.
Die Wissenschaftler um Emil Stobbe setzten knapp 300 mental gesunde Studienteilnehmer sechs Minuten Verkehrsgeräuschen oder Vogelgesang aus. Innerhalb beider Gruppen wurde zusätzlich nach hoher und niedriger Klangvielfalt unterteilt. Vor und nach der Hörprobe führten die Teilnehmer zwei psychologische Tests durch und beantworteten Fragen zu Symptomen von Depression, Angst und Paranoia.
Straßenlärm intensiviert depressive Gefühle
Lauschten die Studienteilnehmer Vogelgezwitscher, waren sie anschließend deutlich weniger ängstlich und paranoid. Die Vielfalt der Singstimmen war dafür unerheblich. Eine hohe Diversität an Vogelklängen zeigte jedoch eine leichte Verbesserung bei depressiven Symptomen. Straßenlärm verschlimmerte Anzeichen von Depressivität signifikant, beeinflusste jedoch Angst und paranoide Züge nicht. Keine der Geräuschkulissen wirkte sich kurzfristig auf die kognitive Leistungsfähigkeit aus.
Quelle: Stobbe E et al. Scientific Reports 2022; 12: 16414; DOI: 10.1038/s41598-022-20841-0