Wer bei Lungenembolie besonders gefährdet ist
Um zu einer eindeutigen Antwort zu kommen, braucht man eine Risikostratifizierung. Dies gilt auch dann, wenn der Betroffene hämodynamisch stabil ist, sagte Professor Dr. Rupert Bauersachs von der Klinik für Gefäßmedizin am Klinikum Darmstadt.
Er verwies auf die aktuelle Leitlinie der European Respiratory Society (ERS), in der entsprechende Empfehlungen gegeben werden.1 Eindeutig ist die Situation natürlich bei Patienten im Schock, mit Hypoperfusion, Rechtsherzbelastung und Troponinerhöhung.
Grundsätzlich den rechten Ventrikel anschauen
In solchen Fällen liegt die Frühmortalität über 15 %, nach Möglichkeit sollte daher eine stationäre Reperfusionstherapie durchgeführt werden, erklärte Prof. Bauersachs.
Er forderte, grundsätzlich auch bei hämodynamisch stabilen Patienten mit Lungenembolie den rechten Ventrikel anzuschauen – eine einfache Computertomographie reiche dafür aus. Bei Rechtsherzbelastung und Troponinerhöhung müsse man auch bei ansonsten stabilen Patienten eine Reperfusion ins Auge fassen. Und in jedem Fall gehören die Kranken stationär aufgenommen.
Als weiteres Tool zur Risikobeurteilung stellte Prof. Bauersachs den vereinfachten Pulmonary Embolism Severity Index (sPESI, siehe Kasten) vor. Schon bei einem einzigen Punkt im sPESI muss von einem erhöhten Sterberisiko von über 10 % ausgegangen werden. Natürlich ist in solch einem Fall eine stationäre Behandlung erforderlich. Patienten mit 0 Punkten, bei denen keine Rechtsherzbelastung nachweisbar ist, können dagegen ambulant behandelt oder vorzeitig entlassen werden, betonte der Kollege.
sPESI zur Risikostratifizierung
Alter ≥ 80 Jahre | 1 Punkt |
Krebserkrankung | 1 Punkt |
Chronische kardio- pulmonale Erkrankung | 1 Punkt |
Puls ≥ 110/min | 1 Punkt |
RR sys. < 100 mmHg | 1 Punkt |
0 Punkte: niedriges Risiko
Die 30-Tage-Letalität liegt bei 1,0 %. ≥ 1 Punkt: höheres Risiko
Die 30-Tage-Letalität beträgt 10,9 %.
Quelle: Konstantinides SV et al. Eur Respir J 2019; 54: pii: 1901647; DOI: 10.1183/13993003.01647-2019
1. Konstantinides SV et al. Eur Respir J 2019; 54; DOI: 10.1183/13993003.01647-2019
2. Kostrubiec M et al. Thromb Haemost 2019; 119: 140-148; DOI: 10.1055/s-0038-1676522