Lungenembolie: Wie effektiv schützen Cava-Filter?
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Bei Thrombosen tiefer Bein- und Beckenvenen steht neben der Therapie selbst die Prävention von Lungenembolien im Vordergrund. Mittel der Wahl ist dabei weiterhin die Antikoagulation, schreiben Dr. Robert M. Marron vom Department of Thoracic Medicine and Surgery an der Lewis Katz School of Medicine der Temple University in Philadelphia und Kollegen. Was aber tun, wenn der Patient keine Gerinnungshemmer erhalten darf? In diesem Fall kann eine mechanische Barriere in der V. cava inferior Partikel aufhalten, die sich aus den Thromben ablösen, und verhindern, dass die Kleinteile in die Lungenstrombahn gelangen, wo sie zu teils fatalen Konsequenzen führen.
Ent-Filtern leicht gemacht
Eine relativ neue Erfindung stellen sog. konvertierbare Cava-Filter dar: Sie lassen sich perkutan, ohne OP, in eine offene Konfiguration umwandeln, die den Blutfluss nicht beeinträchtigt – als lägen sie nicht mehr vor Ort. Und biokonvertierbare Modelle gehen noch einen Schritt weiter: Sie öffnen sich nach einer gewissen Zeit von selbst, ohne dass ein Extra-Eingriff nötig ist.
Eine Alternative für Schwerkranke auf Intensiv stellen dreilumige Venenkatheter dar, bei denen in einem Lumen am Ende ein Cava-Filter platziert ist. Er wird über die V. femoralis vorgeschoben und kann vor Entlassung wie ein normaler zentraler Zugang wieder entfernt werden.
Komplikationen fallen oft erst nach der Entlassung auf
Dumm nur, dass es richtig harte Belege für einen Nutzen dieser Cava-Filter nicht gibt. Im Gegenteil, oft können die „Schutzschirme“ ihrerseits schwere Komplikationen hervorrufen, die oft erst auffallen, wenn der Patient schon längst wieder aus der Klinik entlassen ist. Dazu gehören etwa häufigere tiefe Venenthrombosen, Filtermigrationen oder -frakturen, Verletzungen der Gefäßwand und schließlich Stenosen und Thrombosen der Filter selbst. Eigentlich sollten temporäre Filter, die nach einigen Wochen oder Monaten wieder entfernt werden können, viele dieser Komplikationen vermeiden. Allerdings findet, außerhalb klinischer Studien, diese Entfernung nur bei etwa einem Drittel der Betroffenen statt – dieser Vorteil fällt also flach. Möglicherweise lässt sich die Situation durch spezielle interdisziplinäre Teams verbessern: Sie führen über Kranke mit solchen Filtern nach Entlassung genau Buch und erinnern Behandler daran, dass das Fremdmaterial wieder raus muss. Mittlerweile hat man die Indikationen für den Einsatz der Gerätschaft eingeschränkt, auch wenn sich die Fachgesellschaften immer noch nicht gänzlich einigen konnten. Relativ unbestritten ist ihr Einsatz- bei akuten Thrombosen der proximalen tiefen Venen im Bein- und Beckenbereich (bzw. nach überstandener Lungenembolie) und absoluter Kontraindikation für eine Antikoagulation sowie
- beim Thromboserezidiv trotz adäquater Gerinnungshemmung.
Quelle: Marron RM et al. Chest 2020; DOI: 10.1016/j.chest.2020.08.002