Diagnose Diabetes Wie geht es weiter?

Autor: Angela Monecke

Der extrem hohe Anteil an Selbstmanagement der Therapie im Alltag sei ohne Schulung prinzipiell nicht denkbar. Der extrem hohe Anteil an Selbstmanagement der Therapie im Alltag sei ohne Schulung prinzipiell nicht denkbar. © iStock/ Nagaiets

 „Ihr Kind hat Diabetes!“ Die Diagnose einer Diabeteserkrankung ist für die betroffene Familie meist ein großer Schock. Wie soll das tägliche Diabetesmanagement mit Insulinpumpe, CGM & Co. funktionieren? Direkt nach der Diagnosestellung ist der Informationsbedarf jedenfalls immer am höchsten.

Es ist unbestritten: Eine strukturierte und qualitätsgesicherte Dia­betesschulung gilt heute als integraler und unverzichtbarer Bestandteil jeder Diabetestherapie. Empfehlungen zur altersgemäßen Schulung sind daher in allen nationalen und internationalen Leitlinien zur pä-diatrischen Diabetologie zu finden. Qualifizierte Schulungsprogramme für Kinder und Jugendliche – die Kosten für diese Schulungen im Rahmen des Disease-Management-Programms (DMP) Diabetes werden von den Kassen übernommen – sind seit vielen Jahren etabliert. Zudem liegen inzwischen zahlreiche Daten zur Effektivität und Effizienz von Diabetesschulungen vor. Metaanalysen pädiatrischer Studien belegen hier positive Effekte bei metabolischen und psychosozialen Faktoren.

Wie effektiv ist die Erstschulung auf lange Sicht?

„Wirken sich qualifizierte, strukturierte, diabetesspezifische Schulungen bei Diagnosestellung kontinuierlich im weiteren Krankheitsverlauf positiv auf das Diabeteswissen, die praktischen Kompetenzen im Selbstmanagement, die Qualität der Stoffwechseleinstellung, das Auftreten von Komplikationen, die Therapiezufriedenheit und die Belastung bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes aus?“ Diese Kernfrage der Diabetesschulung steht im Fokus eines Kapitels der S3-Leitlinie der DDG, die derzeit überarbeitet wird („Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Kindes- und Jugendalter“). „Der extrem hohe Anteil an Selbstmanagement der Therapie im Alltag ist ohne Schulung prinzipiell nicht denkbar“, betont Prof. Dr. Karin Lange, Hannover, Mitautorin der Leitlinie. Eine adäquate und qualitätskontrollierte Schulung der Kinder, der Jugendlichen und beider Eltern oder anderer primärer Betreuer*innen sei wesentlich, dies orientiert an strukturierten und evaluierten Schulungskonzepten, heißt es darin.¹ Eine Einschätzung der isolierten Schulungseffekte innerhalb eines integrierten Therapiekonzepts sei jedoch kaum möglich, betonen die Autor*innen. Denn Informationsvermittlung, Insulintherapien, psychosoziale und -therapeutische Interventionen sind in der pädiatrischen Diabetologie eng miteinander verknüpft

Trotz dieser methodischen Einschränkungen zeigten sich in systematischen Reviews zur Diabetesschulung in der Pädiatrie positive Effekte auf die Qualität der Stoffwechseleinstellung, das Diabeteswissen, das Therapieverhalten, die Selbstmanagementfähigkeiten, die psychosoziale Integration und die Lebensqualität der Patient*innen und ihrer Familien. Die Effekte waren am größten, wenn die Schulungsangebote, unter Einbeziehung der Eltern, Teil eines kontinuierlichen Langzeitbetreuungskonzepts waren.³ Nach der Erstschulung sollten die jungen Betroffenen deshalb nach einiger Zeit an einer Folgeschulung teilnehmen, um noch mehr die Feinheiten des Diabetesmanagements zu erlernen. „Das beste Rezept, um mit dieser Stoffwechselstörung gut leben zu können, ist es, wenn Eltern, Jugendliche und auch Kinder zu Expert*innen auf dem Gebiet der Diabetesbehandlung werden“, erklärt Prof. Lange.

Quellen:

1.    ADA 2022b; Lindholm Olinder et al. 2022; Martin et al. 2012; Lange et al. 2012; Jackson et al. 2015; AA Diabetes Educatores 2019; alle EK IV
2.    Couch et al. 2008 EK Ib
3.    Hampson et al. 2001 EK Ia; Lange et al. 1998 EK IIb; Lange et al. 2001 EK IIb; Ellis et al. 2004 EK Ib; Lange et al. 2011 EK IIb; Ludvigsson et al. 2001 EK IIb; Murphy et al. 2006 EK Ia; von Sengbusch et al. 2006 EK IIb; Couch et al. 2008 EK Ia; Biester et al. 2021 EK IIb; Lange et al. 2021 EK IIb