Auszeichnung Lestradet-Preis für Professor Dr. Karin Lange für ihren Einsatz für Kinder mit Diabetes
Den Preis sehe sie auch als einen Auftrag, Kinder mit Diabetes und ihre Familien weiterhin zu unterstützen und zu ermutigen, sagte Professor Dr. Karin Lange in ihrer Dankesrede. Und genau das – unterstützen und ermutigen – tut sie schon seit vielen Jahren. Sie ist Autorin von Schulungsprogrammen für Kinder und Jugendliche und ihre Eltern und von Leitfäden für Schulende (Diabetes-Buch für Kinder („Jan-Buch“), Fit für die Schule; DELFIN, Diabetes bei Jugendlichen: ein Behandlungs- und Schulungsprogramm). Ihr Ziel: Junge Menschen sollen eine faire Chance erhalten, ihre Träume zu verwirklichen und mit dem Diabetes zu leben statt für ihn.
Seit 1990 ist Prof. Dr. Lange an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH); seitdem besteht eine Kooperation mit dem Diabeteszentrum im Kinder- und Jugendkrankenhaus Auf der Bult. Seit 2005 ist sie Leiterin der Forschungs- und Lehreinheit Medizinische Psychologie an der MHH. Sie ist Gründungsmitglied der AG Diabetes und Psychologie und der AG Pädiatrische Diabetologie, engagiert sich in vielen Gremien der DDG und ist Mitglied in Leitlinienkommissionen.
In ihren Forschungsprojekten konzentriert sie sich auf die psychosozialen Bedingungen der Entstehung, des Verlaufs und der Behandlung chronischer Krankheiten, Diabetes steht dabei im Vordergrund.
ISPAD-Mitglied seit mehr als 20 Jahren – und vielfältig aktiv
Mitglied bei ISPAD ist Prof. Lange seit mehr als 20 Jahren und engagiert sich dort auch international für die Bildung, Partizipation und psychische Gesundheit junger Menschen mit Diabetes. Als Gründungsmitglied der SWEET-Initiative setzt sie sich für eine gleichberechtigte und qualitativ hochwertige Versorgung aller Kinder weltweit ein.
Womit beschäftigt sich Prof. Dr. Karin Lange zur Zeit besonders? Sie erzählt im Video-Gespräch, dass sie mitarbeitet an der Globalen Plattform zur Prävention des Autoimmunen Diabetes (GPPAD): Sie ist zuständig für die Schulungsmaterialien, berät Eltern, wertet aus, wie es den Familien geht, die an den Studien oder am Neugeborenen-Screening teilnehmen.
Jungen Menschen mit Empathie begegnen – Eine Würdigung von DDG Präsident Professor Dr. Andreas Neu
„Kinder haben ein Recht darauf, ein gutes Leben zu führen – mit dem Diabetes und nicht für ihn.“ Diesen Anspruch verfolgt Frau Professor Karin Lange seit jeher mit ihrer Arbeit in Hannover an der Medizinischen Hochschule und im Kinderkrankenhaus Auf der Bult. Sie möchte jungen Menschen mit chronischen Erkrankungen die Werkzeuge an die Hand geben, die sie brauchen, um ihre Lebensträume zu verwirklichen – auch mit einer chronischen Erkrankung. Im Mittelpunkt steht bei ihr daher immer der Mensch und nicht der Diabetes.
Junge Menschen mit Diabetes zu stärken, sie in die Lage zu versetzen, mit ihrer Erkrankung ein Leben zu führen wie gesunde Gleichaltrige auch, war für Karin Lange Ausgangspunkt und Motivation, umfangreiche Schulungsmaterialien zu entwickeln, die sich seit Jahrzehnten national und international großer Beliebtheit erfreuen. Das Kinderschulungsprogramm, im Alltag nach seinem Protagonisten als „Jan-Buch“ bekannt, ist ein klassisches Beispiel für solche Schulungsmaterialien und gehört seit vielen Jahren zur Standardausrüstung in der pädiatrischen Diabetologie.
Frau Lange hat sich in zahlreichen Gremien der Deutschen Diabetes Gesellschaft mit ihrer Expertise eingebracht und diese bereichert. Für ihr großes Engagement gebührt Frau Lange der Respekt und die Anerkennung unserer Fachgesellschaft. Ganz persönlich sage ich herzlichen Dank und gratuliere mit Freude zur Preisverleihung!
Außerdem, so Prof. Lange, soll das Schulungprogramm für Jugendliche aktualisiert werden: In welcher Weise sollen hier Informationen zu AID-Systemen einfließen? Muss das Programm vielleicht sogar neu geschrieben werden? Sie ist zudem derzeit Mitglied einer ISPAD-Arbeitsgruppe, in der es um Diabetes in der Schule weltweit geht. Wie gut Kinder dort betreut werden, hängt auch von der Struktur des Gesundheitssystems ab: „Ich denke, es ist ganz wichtig, die gesetzliche Seite zu bedenken und anzugehen: Welche Rechte haben Kinder heute in der Gesellschaft, in den Schulen? Ich glaube wirklich: Die Lösung liegt in einer sehr differenzierten Betrachtung der Rechte der Kinder.“ Da sei man z. B. in Australien auf einem guten Weg.
Und was würde sie sich wünschen, wenn es um die psychologische Begleitung von Kindern mit Diabetes und ihren Familien geht? Es brauche Psycholog*innen, die sich mit Diabetes wirklich auskennen – und auch Teil des Diabetes-Teams sind. Derzeit könne aber eine flächendeckende Versorgung nicht gewährleistet werden, gerade im ambulanten Kontext sei auch die Finanzierung schwierig. Es gibt also noch viel zu tun …