
Bei Hitzewellen besonders gefährdet Wie man Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen schützen kann

Der Klimawandel bringt immer häufiger Hitzeperioden mit sich. Bei den weltweit 47 Millionen Menschen, die an Demenz erkrankt sind, liegt das Risiko von negativen Auswirkungen einer Hitzewelle höher als bei Gesunden. Gleiches gilt für Patientinnen und Patienten mit anderen neurodegenerativen Erkrankungen, schreibt ein US-amerikanisches Autorenduo.
Die Möglichkeit zu schwitzen ist bei Personen mit Morbus Parkinson häufig beeinträchtigt. Bestimmte Medikamente wie Anticholinergika und Trizyklika können diese körpereigene Schutzmaßnahme gegen Überhitzung ebenfalls stören. Bei einem Schwellenwert von 34 °C führt ein Temperaturanstieg von einem zusätzlichen Grad zu einem signifikanten Anstieg der Krankenhauseinweisungen und Todesfälle um mehr als 10 %. Auch bei Gesunden lässt im höheren Alter die Fähigkeit zur körpereigenen Wärmeregulierung nach. Männer gelten als besonders gefährdet.
Vergessene Medikation als zusätzliches Risiko
Bei an Morbus Parkinson Erkrankten verstärken nicht-motorische Symptome wie Dysautonomie das Risiko für Synkopen, Dehydrierung und nicht-exertionale Hyperthermie. Manche der Betroffenen vergessen die Medikamenteneinnahme, was wiederum Auswirkungen auf Mobilität und Kognition haben kann. Kalt duschen, kühlere Orte aufsuchen, die Klimaanlage einschalten – daran wird bei mangelhafter Symptomkontrolle oft nicht gedacht oder es kann nicht umgesetzt werden. Bei Hitze berichteten 74 % der befragten Parkinsonkranken von nichtmotorischen Einschränkungen, 82 % von einer Verschlechterung der motorischen Symptome.
Umso wichtiger ist es, dass Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen in ein soziales Netz eingebunden sind. Denn soziale Isolation führt dazu, dass eine Überhitzung nicht frühzeitig erkannt wird und Hilfestellung bei lindernden Maßnahmen fehlt. Da ältere Personen insbesondere mit neurodegenerativen Erkrankungen häufig eine verzerrte Wahrnehmung bezüglich eines Hitzerisikos haben, sind sie auf Unterstützung angewiesen.
Bei der Untersuchung sollten Risikofaktoren für hitzebedingte Komplikationen evaluiert werden. Namenslisten helfen, besonders gefährdete Patientinnen und Patienten während einer Hitzewelle zu kontaktieren. Darüber hinaus sind Familienmitglieder aufzuklären, um Kühl- und Schutzmaßnahmen zu gewährleisten. Auch Wetterwarnungen aufs Mobiltelefon können für die Betroffenen sinnvoll sein.
Zur Not ins Kino oder ins Einkaufszentrum gehen
Weitere Tipps bei einer Hitzewelle: Ausreichend Wasser und Lebensmittel zu Hause haben. Die Wohnräume kühl halten, alternativ klimatisierte Räumlichkeiten wie Einkaufszentren, Bibliotheken oder Kinos aufsuchen. Alkohol und Koffein meiden. Viel trinken. Die Mittagssonne meiden und kühle, locker sitzende Kleidung tragen. Schwindel, Benommenheit oder fehlendes Urinieren gelten als Alarmzeichen.
Quelle: Subramanian I, Saad A. JAMA Neurology 2024; DOI: 10.1001/jamaneurol.2024.4319