Hitzestress gefährdet immer mehr Menschen weltweit
Hitzestress entsteht dadurch, dass der Mensch seinen Körper durch Schwitzen nicht mehr ausreichend kühlen kann. Dadurch kommt es zu einem raschen Anstieg der Körpertemperatur, der das Gehirn und andere lebenswichtige Organe schädigen kann. Die üblichen Symptome reichen von einem einfachen Hautausschlag über Muskelkrämpfe bis zum Kollaps. Im schlimmsten Fall kommt es zum potenziell tödlichen hitzebedingten Schlaganfall.
Bisher durchgeführte Klimastudien zum Hitzestress berücksichtigten meist nur die Temperaturextreme, ließen aber die Luftfeuchtigkeit außer Acht, obwohl diese die Wirkung der Hitze massiv verstärkt. Für den Menschen ist aber vor allem das Zusammentreffen beider Extreme – hohe Temperatur und starke Luftfeuchtigkeit – gefährlich, schreibt die Arbeitsgruppe um Professor Dr. Dawei Li vom Department of Marine and Coastal Sciences der Rutgers University in New Brunswick. Anders ausgedrückt: Im Zusammenspiel mit Feuchtigkeit werden schon niedrigere Temperaturen für den Menschen gefährlich, insbesondere für jene, die draußen arbeiten müssen, sowie für Ältere.
New Yorkern drohen pro Jahr 24 extreme Hitzetage
In ihrer Studie untersuchten die Wetterforscher, wie stark die Anzahl der Tage mit extremer Temperatur und Luftfeuchtigkeit infolge der Erderwärmung zunimmt. Um auch seltenere Hitzeereignisse nicht zu übersehen, nutzten sie für ihre Statistik 40 verschiedene Klimasimulationen.
Entscheidend für die gesundheitlichen Konsequenzen ist das Ausmaß der Erderwärmung. Bei einem Temperaturanstieg um 1,5 °C dürften etwa 500 Millionen Menschen jährlich extremer Hitze und Feuchtigkeit ausgesetzt sein. Wenn es 2 °C wärmer wird, sind schon fast 800 Millionen Menschen betroffen. Bei einem globalen Temperaturanstieg um 3 °C wären sogar 1,2 Milliarden diesem Hitzestress ausgesetzt, so die Studienautoren. Dieses Szenario halten Wissenschaftler keineswegs für unrealistisch. Wenn die aktuelle Politik so fortgesetzt wird wie bisher, ist es ihrer Einschätzung nach im Jahr 2100 so weit – ein Datum, das einige derzeit lebende Menschen noch erleben werden. Schon jetzt liegt die globale Temperatur um 1,2 °C über dem Niveau des späten 19. Jahrhunderts.
Auch die Zahl der Extremwettertage wird sich massiv erhöhen, wie die Wissenschaftler am Beispiel von New York errechneten. Verglichen mit dem derzeit schlimmsten Tag würde es bei einer Erderwärmung um 1,5 °C vier solche Tage in der amerikanischen Metropole geben. Bei einem Temperaturanstieg um 2 °C wären es schon acht und bei einer Zunahme von 3 °C sogar 24 extreme Hitzetage. Diese Berechnungen gelten für normale Wetterjahre, in besonders heißen Sommern müsste man mit noch mehr Wetterextremen rechnen, so die Autoren.
Quellen:
1. Li D et al. Environ Res Lett 2020; DOI: 10.1088/1748-9326/ab7d04
2. Pressemitteilung Rutgers University