Allergenbelastung durch Pollen steigt wegen Luftschadstoffen und Klimaerwärmung
Der Klimawandel macht auch vor den Eidgenossen nicht halt. Um 1,5 °C ist die Winter-Durchschnittstemperatur von 1864 bis 2003 angestiegen. Seit Ende der 1980er-Jahre verzeichnet man einen weiteren starken Anstieg. „Seit 1970 gab es keinen kalten Winter mehr“, schreiben Dr. Massimiliano Fontana von der Clinica Ospedale Regionale di Mendrisio Beata Vergine und Dr. Brunello Wüthrich aus Zollikerberg. Die Folgen für die Vegetation sind unverkennbar. Die Pollenflugsaison beginnt etwa 16–20 Tage früher und dauert länger an. Auch wird mehr Pollen freigesetzt. So hat sich die Menge an Birkenpollen zwischen 1969 und 1995 verdoppelt, die der Haselpollen sogar vervierfacht.
„Es ist unmöglich, den Zusammenhang zu leugnen“
Dazu kommt, dass Luftschadstoffe den Pollen quasi scharf stellt. Der durch sie ausgelöste Umweltstress bewirkt bei vielen Pflanzen eine Veränderung des Proteinspektrums. In der Folge werden zum Teil allergen wirkende Stressproteine, zu denen auch das Hauptallergen vom Birkenpollen, Bet V1, gehört, freigesetzt. „Somit ist die Atmosphäre selbst ohne Pollenfreisetzung mit Allergenen belastet“, schreiben die Kollegen. Dies begünstige Sensibilisierungen und allergische Reaktionen. Gleichzeitig verändern Stickoxid, Kohlenmonoxid und Ozon die Oberfläche von Pollen. Diese Nitrifikation erleichtert die Freisetzung modifizierter Proteine, die das Immunsystem zusätzlich stimulieren.
Eine weitere Folge der Luftverschmutzung: Sie führt zu einer Fraktionierung von Pollenkörnern – ebenfalls ein Grund, warum Allergene in der Luft sind, obwohl gar keine Pollen herumschwirren.
Feinstaub beeinflusst Immunsystem und Pollen
Quelle: Fontana M, Wüthrich B. Swiss Med Forum 2019; 19: 580-583; DOI: doi.org/10.4414/smf.2019.08346